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Die Polypragmasie ist für Risikopatienten problematisch.

Foto: APA/Matthias Hiekel

Hohes Alter, viele Medikamente oder mehrere Erkrankungen gleichzeitig – Diese Kombination ist mit einem besonders hohen Risiko für unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln verbunden. Denn vor allem im Alter zeigen beispielsweise Medikamente zur Blutverdünnung häufig Nebenwirkungen wie Schlaganfälle oder Magen-Darm-Blutungen. Um das Risiko für solche unerwünschten Arzneimittelwirkungen zu verringern, haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit Wissenschaftlern des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der Universität Bonn das Versorgungsforschungsprojekt "IDrug" ins Leben gerufen.

Die Abkürzung "IDrug" steht für Individualized Drug Treatment Optimization – eine individuell erstellte Risikoeinschätzung, die die genetischen Faktoren eines Patienten, sein genaues Alter, seine Nierenfunktion, seine Leberwerte und mehr einbezieht. Die Fragestellung dahinter: Leistet eine solche Risikoeinschätzung mehr als ein Informationsflyer oder ein Hausarzt, der im Normalfall nur generell über die Nebenwirkungen eines Medikaments aufklärt? Über neun Monate hinweg untersuchen die Wissenschaftler anhand zweier Vergleichsgruppen, ob das Wissen um die individuellen Risiken des Patienten dazu führt, dass unerwünschte Wechselwirkungen von Medikamenten nicht mehr auftauchen.

Kostenfaktor

Oliver Schöffski, Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement der FAU, wertet mit seinem Team die von den Hausärzten kommenden Daten aus. Im Detail werden eventuelle Medikationsänderungen, Komplikationen, Überweisungen zum Facharzt oder Krankenhauseinweisungen dokumentiert und anhand von Fragebögen evaluiert, wie sich das Wissen um ein bestimmtes Risiko auf die Lebensqualität des Patienten auswirkt.

Die Wissenschaftler erwarten, dass eine personenbezogene Risikoaufklärung zu einer sichereren Arzneimitteltherapie führt und dass es deshalb zu weniger Nebenwirkungen kommt. Was das erwartete bessere Ergebnis kostet, wird Schöffski berechnen, und im Verlauf der Studie um die Kosten für Medikamente, Arztbehandlung und Krankenhausaufenthalte ergänzen. Abschließend werden die nötigen Kosten-Nutzen-Kalkulationen aus der Perspektive der Patienten, Ärzte, Krankenkassen und der Wirtschaft durchgeführt. "Leider sind die Mittel, die im Gesundheitswesen zur Verfügung stehen, nicht unbegrenzt", so Schöffski. "Daher müssen die Maßnahmen, die die Qualität der Versorgung verbessern, auch in einer angemessenen Relation zu den zusätzlichen Kosten stehen." (red, derStandard.at, 14.2.2014)