Über Geschmack ließe sich nicht streiten, heißt es. Welch Unsinn. Bieten doch Fragen nach dem Geschmack ein Konfliktpotenzial sondergleichen. Und die Antworten erst. Wer dies nicht glauben mag, sollte die Ausstellung der Bösen Dinge im Wiener Hofmobiliendepot besuchen, die vom Werkbundarchiv - Museum der Dinge in Berlin ersonnen wurde und Objekte von einst und jetzt in den Kategorien geschmacklos bis skurril gegenüberstellt.

Das Konzept dieses Schabernack-Kabinetts, das mehr als 500 Dinge zählt, basiert auf der Publikation Guter und schlechter Geschmack im Kunstgewerbe von Gustav E. Pazaurek aus dem Jahre 1912. Der Mann entwickelte einen Kriterienkatalog zur Erfassung von Geschmacksfehlern, der zum Werkzeug für seine "Abteilung für Geschmacksverirrungen" am Stuttgarter Landesmuseum wurde. Was dort allerdings fehlte: Objekte von heute, die Pazaurek wohl hätten erschaudern lassen: USB-Stecker in Sushi-Form, Munchs Schrei-Figur als aufblasbare Puppe, ein Parfumflakon in der Gestalt einer Handgranate und dergleichen mehr.

Wer selbst schon längst ein grottenhässliches Souvenir loswerden will, es aber nicht übers Herz brachte, das Ding wegzuschmeißen, der kann es unter dem Motto "Bring Dein Ding" ins Möbelmuseum expedieren. Zur Finissage, am 6. Juli, werden die von Besuchern eingebrachten Objekte dann versteigert. Falls sie jemand haben will. (Michael Hausenblas, DER STANDARD, Rondo, 14.2.2014)

"Penispuschen pink" von Kadaver-Chic, für den geschmackvollen, stilbewussten Pantoffelhelden.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Zum Schreien: Edvard Munchs Meisterwerk als aufblasbare Kunststofffigur.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

"Host an Tschick?" - Unterleib-Aschenbecher.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Die Skulptur "Das große Hasenstück" wurde nach einem Aquarell von Albrecht Dürer von Ottmar Hörl gefertigt.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Etwas sperriger: Feuerzeug in Busenform.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

USB-Sticks in skurrilen Formen aus China.

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Tödlich schlechter Geschmack in Form eines Mobiltelefon-Halters.

Foto: © Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Für die Bling-Bling-Prinzessinnen: Mit Schmucksteinen verziertes Handy.

Foto: © Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Ist das politisch noch korrekt? Kinder-Sneakers mit Obama-Portrait.

Foto: © Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Makaber und geschmacklos: Eau de Parfum "Grenade Paris Natural Spray".

Foto: © Werkbundarchiv – Museum der Dinge/ Armin Herrmann

Salz- und Pfefferstreuen einmal anders. Von "Konstruktionsattrappen und Künstlerscherze".

Böse Dinge – Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks
Ort: Hofmobiliendepot
Andreasgasse 7, 1070 Wien
Ausstellungsdauer: 19. Februar bis 6. Juli 2014
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10 - 18 Uhr

Foto: ©Werkbundarchiv/Museum der Dinge/ Armin Herrmann