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Landeshauptmann Erwin Pröll.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Es ist so etwas wie die St. Pöltner Version der uralten Henne-Ei-Frage: Wäre Frank Stronach nicht höchstselbst bei der niederösterreichischen Landtagswahl vor einem Jahr angetreten – hätte die ÖVP dann mehr oder weniger Stimmen geholt? Hat Stronach am schwarzen Wählerpotenzial geknabbert, oder hat die Zuspitzung auf Frank versus Erwin der niederösterreichischen VP am Ende genützt? Hätten SPÖ, FPÖ und Grüne stärker reüssiert, hätte sich nicht alles um das Duell der Alphamänner gedreht?

Der Wahlausgang ist bekannt: 50,8 Prozent und eine knappe absolute Mehrheit für die ÖVP, 9,8 Prozent und ein Sitz in der Landesregierung für das Team Stronach. Schon am Wahlabend, dem 3. März 2013, war abzusehen, dass es im neuen Parlamentsklub nicht allzu kuschelig werden würde. So kürte sich am frühen Abend bereits Ernest Gabmann, Sohn des gleichnamigen früheren VP-Landeshauptmannstellvertreters, zum neuen Landesrat. Er gab den Journalisten im Landhaus eifrig Interviews, als es plötzlich hieß, Stronach – der das alles von Oberwaltersdorf aus beobachtete – wolle Gabmann nicht. Der Name von Elisabeth Kaufmann-Bruckberger tauchte auf, Gabmann sollte Klubobmann werden.

Schwierigkeiten mit dem Überblick

Am Tag danach: wieder alles anders. Stronach ernannte den pensionierten Rechnungshof-Mitarbeiter Walter Laki zum Klubobmann, Gabmann, hinter Stronach immerhin Listenzweiter bei der Landtagswahl, musste sich mit der Rolle als einfacher Abgeordneter zufriedengeben. Es folgten heftiges Gezänk und Finanzstreitereien. Selbst wer die niederösterreichische Landespolitik aufmerksam beobachtet, hatte Schwierigkeiten, da nicht den Überblick zu verlieren.

Anfang Dezember 2013 schließlich der Showdown: Parteiausschluss von Gabmann und Kaufmann-Bruckberger, Spaltung des Landtagsklubs. Laki machte einsam als Stronach-Anhänger weiter, der Rest des Klubs nannte sich Team Niederösterreich. Wenig beobachtet von der Öffentlichkeit spielte sich nun ein seltsamer Schilderstreit ab. Landhaus-Mitarbeiter erzählen vom Zettelkrieg an der Tür zum Klubbüro: Team Niederösterreich, Team Stronach, nebeneinander und übereinander, lieblos auf A4-Zettel gekritzelt. Die "Niederösterreichischen Nachrichten" berichteten kürzlich vom Kompromiss: Mittlerweile steht ganz offiziell in großen Lettern Team Niederösterreich an der Klubtür, deutlich kleiner – quasi als Impressum – Team Stronach.

Was bleibt, ist eine Landesrätin als One-Woman-Show, in das Regierungsamt gespült durch die Koinzidenz von Stronach-Hoch und  niederösterreichischer Landtagswahl. Der Parteigründer hat sich mittlerweile nach Kanada verabschiedet, der Landeshauptmann erfreut sich routiniert an seiner absoluten Mehrheit. Wer das Duell der Alphamänner letztlich für sich entschieden hat, ist damit wohl klar. (Andrea Heigl, derStandard.at, 17.2.2014)