Immer mehr Finanzprodukte laufen unter dem Label "nachhaltig". Das sei oft aber nicht mehr als eine Worthülse, kritisierte am Freitag die Arbeiterkammer (AK). Zehn österreichische, als "nachhaltig" bezeichnete Investmentfonds hat sich die AK angesehen und geprüft, wie gut Anleger etwa in Factsheet, Emissionsprospekt und Rechenschaftsbericht auf die "Nachhaltigkeit" hingewiesen werden. Das Ergebnis: mangelhaft. Weder wurden die Kunden aufgeklärt, warum ein Fonds als "nachhaltig" eingestuft worden war, noch gab es Informationen über die Bewertungskriterien.

"Derzeit gibt es viel zu viel Spielraum. Letztlich kann sich jeder seine eigenen Regeln machen", sagte AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic. Die Kriterien für Nachhaltigkeit muten oft oberflächlich an, so investiert ein getesteter Fonds zum Beispiel in Unternehmen, die Produkte oder Technologien herstellen, "die umweltfreundlich sind oder zu einer sauberen und gesünderen Umwelt beitragen". Ein anderer Fonds steckt überhaupt nur 51 Prozent des Kapitals in Firmen "unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ethischer Kriterien".

Genaue Information fehlt

Prüfstandards und -institutionen wurden knapp oder gar nicht angeführt. Ein einheitliches "Ökorating" gibt es gar nicht. Bekannt sind das Eurosif-Transparenzlogo oder auch eine Richtlinie des österreichischen Umweltzeichens, dann gibt es noch seit 1997 den Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden für die ethische Bewertung von Unternehmen.

Neben mehr Transparenz wünscht sich die Arbeiterkammer eine Diskussion über den Begriff Nachhaltigkeit. Und: Auch in den Beratungsgesprächen sollte das Kriterium eine Rolle spielen, der Verkaufsdruck herausgenommen werden.

Der Markt für "nachhaltige" Fonds ist in Österreich noch unbedeutend. Laut der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) waren Ende 2013 nur 40 von 1121 österreichischen Publikumsfonds nach Eurosif zertifiziert - das ist ein Anteil von 3,57 Prozent. Ähnlich gering ist laut AK der volumensmäßige Anteil. Bisweilen sind es übrigens hauptsächlich institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Kirchen, die in diesem Segment investieren.

Und das, obwohl es "hohe Zustimmungsraten zum Grundprinzip nachhaltiger Kapitalanlagen" gibt, sagt Robert Haßler, Vorstandsvorsitzender und Mitbegründer der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research.

Auf drei bis sieben Prozent schätzt laut Haßler eine AXA-Studie den Anteil der nachhaltig investierenden Privatanleger. Einem größeren Markterfolg stünden vor allem die geringe Bekanntheit konkreter Produkte und Renditeerwartungen entgegen. Dabei sei Nachhaltigkeit ein "sinnhafter Ansatz, auch aus ökonomische Sicht", so der Nachhaltigkeits-Experte.

Kein Performance-Nachteil

Laut einer Metastudie der Steinbeis-Hochschule Berlin gibt es keinen systematischen Performancenachteil für nachhaltige Investments. Nur bei 14 von 195 untersuchten Studien gab es demnach einen negativen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Performance, bei 61,3 Prozent war er positiv oder neutral.

Die am weitesten verbreitetste Strategie zur Umsetzung nachhaltiger Kapitalanlagen ist die Anwendung von Ausschlusskriterien. So werden etwa Investitionen in Unternehmen oder Ländern ausgeschlossen, die in Zusammenhang mit Glücksspiel, Rüstung, bedenklichen Umweltpraktiken, Pornografie, Menschenrechtsverletzungen, Atomkraft, Kinderarbeit etc. stehen. An zweier Stelle stehen "Best-in-Class"-Strategien. Dabei werde meistens auf Nachhaltigkeitsratings zurückgegriffen, erklärt Haßler. (APA, bpf, derStandard.at, 14.2.2014)