Grosny/Moskau - Marius als Menetekel: Erneut droht einer Giraffe in einem dänischen Zoo der Tod - und erneut heißt das Jungtier Marius. Sieben Jahre ist er alt, lebt im Jyllands Park Zoo auf der Halbinsel Jütland und weist wie sein Namensvetter keine gesundheitlichen Probleme, dafür aber eine zu große genetische Ähnlichkeit mit anderen Giraffen aus dem europäischen Zoo-Zuchtprogramm auf.

Sollte für Marius kein neues Zuhause gefunden werden, müsse er getötet werden, warnt seine Pflegerin Janni Loejtved Poulsen. Nachdem schon die Tötung der ersten Giraffe vor den Augen von Zoobesuchern zu scharfen Protesten geführt hat, rührt das erneute Giraffen-Drama sogar Tschetscheniens Oberhaupt Ramsan Kadyrow: "Von humanitären Erwägungen ausgehend bin ich bereit, Marius aufzunehmen. Wir können ihm gute Haltungsbedingungen und Fürsorge um seine Gesundheit gewähren" , schrieb der Führer der russischen Teilrepublik in seinem Instagram.

Kadyrow wegen "blutiger Show"  besorgt

Die Tötung der Kopenhagener Zoogiraffe "vor den Augen von Kindern" sei eine "blutige Show"  gewesen, kritisierte er. Umso mehr hoffe er, dass sein Vorschlag auf Zustimmung bei der Führung des Jyllander Zoos stoßen werde, fügte er hinzu. Tatsächlich gibt es in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny einen Zoo - allerdings ohne Giraffe.

Kadyrow selbst ist bisher nicht als großer Humanist bekannt. Russische Menschenrechtler werfen dem 38-Jährigen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen, wie Entführung, Folter und Mord von Zivilisten, vor. Auch hinter der Erschießung des 2009 in Wien ermordeten Tschetschenen Umar Israilow vermutet die Staatsanwaltschaft den Tschetschenenführer. Israilow gehörte einst zu den Leibwächtern Kadyrows, floh dann nach Österreich und berichtete dort über Folterpraktiken seines Ex-Chefs.

Fälle von Tierquälerei durch Kadyrow, der zwischen 20 bis 40 Rennpferde besitzen soll, sind allerdings nicht bekannt. Zudem hätte die Überführung von Marius nach Grosny für den Zoo Jylland noch einen anderen Vorteil gegenüber dem ebenfalls aufnahmewilligen Zoo Greenpark in Karelien: Die Reisekosten würde wohl Kadyrow übernehmen können. Geiz kann man ihm nicht nachsagen. (André Ballin, DER STANDARD, 15.2.2014)