Wien - "Das widerspricht den Prinzipien der Wissenschaft. Wissenschaft heißt Offenheit und Überprüfbarkeit." So kritisiert Statistiker Erich Neuwirth im STANDARD-Gespräch den restriktiven Umgang des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) mit Forschungsdaten. Auch er fordert für unabhängige Forscher und Unis Zugang zu den Daten des Bifie. Das tat auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) im Namen der Informationsfreiheit im Standard, anders als Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die das aus Datenschutzgründen weiterhin nicht erlauben will.

Neuwirth, der an der Uni Wien Statistik gelehrt hat, versteht die datenschutzrechtliche Sensibilität, sieht sie im Fall der Bildungsstandard-Testungen aber nicht gefährdet: "Wer hat denn ein Interesse daran, die Testergebnisse von einzelnen Schülern herauszufinden? Man muss ja nicht gleich alle Daten ins Web stellen." Zumal er etwa bei einem Projekt für das Bifie 2007 ohnehin ein Non-disclosure-Agreement, eine Geheimhaltungsvereinbarung, unterzeichnen musste, das individuelle Daten besonders schützte.

Dass Transparenz wichtige Forschungsfortschritte ermöglichen kann, zeige die Pisa-Studie. Als Leiter einer Arbeitsgruppe von Statistikern konnte Neuwirth bei den Pisa-Ergebnissen 2000 für Österreich Fehler nachweisen, die später von der OECD auch offiziell korrigiert wurden. Für eine von ihm initiierte Pisa-Zusatzstudie seien für die angeforderten deutschen Daten "zwei Briefe" notwendig gewesen, mit dem Bifie aber habe er "lange herumstreiten müssen", kritisiert er die Bifie-Datenpolitik. So würden etwa die "Aufgaben selbst wie der Kronschatz gehütet". Aber um zu überprüfen, ob etwas methodisch richtig gemessen wurde, müsse man auch die Fragen kennen. (nim, DER STANDARD, 17.2.2014)