Bild nicht mehr verfügbar.

John Jahr junior junior, Verleger-Enkel, Raucher, Curler.

Foto: AP/Maye-E

Die Zigarette zwischendurch gönnt er sich noch. Ansonsten hatte John Jahr junior junior sein Leben aber ziemlich umgekrempelt. 48-jährig kam der deutsche Curler noch zu seinem Olympia-Debüt. Der Hamburger musste aber erst dazu überredet werden, 2010 seine schon zehn Jahre davor beendete Sportkarriere wieder aufzunehmen.

Jahr ist ein viel beschäftigter Mann. Der Betriebswirt besitzt eine Immobilienfirma, ist Gesellschafter von zwei Kasinos und hält Anteile an dem Verlagshaus Gruner + Jahr, das 1965 von Jahrs Großvater John Jahr senior mitgegründet worden war. Jahr junior junior muss deshalb nicht am Hungertuch nagen. Die Reisen mit seinem Curling-Team finanziert er selbst. Die 200 Euro Sporthilfe spendet er.

Am Sonntag ließ er, der Millionär, mit seiner Kritik an der, seiner Meinung nach, mangelnden finanziellen Förderung deutscher Sportler aufhorchen. "Bei den Hunderte-Milliarden-Budgets, die der Bund hat, sollte er mehr in den Sport investieren", sagte er der Bild.

Aufhören

Weniger aufhorchen ließ der älteste deutsche Teilnehmer in Sotschi mit seinen Leistungen. Der Halbfinaleinzug war für den Kapitän des Teams schon am Samstag, nach der sechsten Niederlage im siebenten Spiel nicht mehr möglich. Davon war auch nicht unbedingt auszugehen. Allein die Teilnahme sei, so Jahr, schon ein großer Erfolg gewesen. In seinem fünfköpfigen Team (inklusive Ersatzmann) sind nur Amateure - ein Anwalt, ein Raumfahrtingenieur, ein Bankkaufmann und ein Textilkaufmann.

"Wir mussten das professionalisieren", sagt Jahr, der schon 1985 Europameister und 1987 Vizeweltmeister wurde. Zwischen Kinder in die Schule bringen und Schreibtischarbeit wurden wochentags 1000-Meter-Schwimmeinheiten und zwei Stunden Curlingtraining eingeschoben. Dazu erhielt das Team am Olympiastützpunkt Hamburg Ernährungsberatung und psychologische Betreuung.

Nur eben das Rauchen wollte er sich noch nicht abgewöhnen. "Bis zu meinem 50. Geburtstag muss ich aufhören. Ich hab's meinen Kindern versprochen." Mit dem Curling ist schon nach dieser Saison Schluss. Er hat's seiner Familie versprochen. (rie, sid, DER STANDARD, 16.02)