Der Betrieb der U6-Station Alser Straße bleibt während der Revitalisierung aufrecht.

Foto: Wiener Linien/Helmer Manfred

Wien - Im Mai 2012 wurde das Jahresticket der Wiener Linien von 449 Euro auf 365 Euro verbilligt, die Zahl der Kartenbesitzer ist seither stark gestiegen. Dennoch mussten die Wiener Linien im Vorjahr das erste Passagierminus seit zehn Jahren hinnehmen. 900,1 Millionen Fahrten zählten die Wiener Linien 2013, das sind um 6,5 Millionen Passagierbewegungen weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Jahreskarteninhaber stieg im selben Zeitraum von rund 500.000 auf knapp unter 600.000 Personen.

Die Wiener Linien präsentierten die Zahlen am Montag im Rahmen ihrer Jahresbilanz und Vorausschau auf 2014. Dabei sagte Geschäftsführer Günter Steinbauer, dass ein wesentlicher Teil des zuletzt registrierten Minus auf den Schalttag im Jahr 2012 zurückzuführen sei. Nach Tagen berechnet sank das Beförderungsvolumen demnach lediglich von 2,48 auf 2,47 Millionen tägliche Fahrten und somit nicht signifikant.

Zudem habe laut Steinbauer das schlechte Wetter in den Wintermonaten 2013 beigetragen, dass die Leute weniger unterwegs waren. Und nicht zuletzt habe in den Jahren davor der jeweils kletternde Spritpreis viele Menschen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen lassen; 2013 seien die Treibstoffpreise hingegen nicht weiter gestiegen.

Teurere Einzelfahrscheine ein Mitgrund

Betroffen vom Passagierschwund waren nicht alle Verkehrsmittel gleichermaßen. Bei Bus und Straßenbahn gab es sogar ein leichtes Plus, nur die U-Bahn wurde weniger frequentiert - mit Ausnahme der Linie U6, die 2013 mehr Leute bestiegen als in den Jahren zuvor.

Der Rückgang sei keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass der Preis für die Einzelfahrscheine "in den letzten Jahren massiv erhöht wurde, aber gleichzeitig nahezu nichts für die Attraktivierung der Öffis getan wurde", erklärte Roman Stiftner, der Verkehrssprecher der ÖVP Wien, in einer Aussendung. Ähnlich argumentierte der Wiener FP-Klubchef Johann Gudenus: "Die Einzelfahrscheine wurden um 17 Prozent, die 24-Stunden-Karten um 25 Prozent und die Wochenkarten um 13 Prozent verteuert. Und das beinahe zeitgleich zur undemokratischen Ausweitung der Parkpickerlzonen."

Alser Straße wird revitalisiert

Eine Trendumkehr bei den Passagierzahlen erhofft sich die für die Stadtwerke zuständige SP-Stadträtin Renate Brauner durch die geplanten Investitionen in die Öffi-Infrastruktur: "Man sieht, dass man nur dazugewinnt, wenn die Fahrgäste zufrieden sind", sagte sie dem Kurier. 460 Millionen Euro wollen die Stadt Wien und das Verkehrsunternehmen heuer in das Netz stecken. Das größte 2014 startende Projekt ist mit einer bis 2020 fixierten Gesamtinvestition von rund 335 Millionen Euro die Modernisierung der U-Bahn-Linie U4. Die Arbeiten starten im Frühjahr zwischen den Stationen Ober St. Veit und Schönbrunn.

Die 2011 begonnene Revitalisierung der U6-Stationen wird dieses Jahr fortgesetzt: Im Sommer läuft die Generalsanierung der von Otto Wagner entworfenen ehemaligen Stadtbahnstation Alser Straße an, sie soll bis 2015 abgeschlossen sein. Anders als bei der Totalsperre der Nachbarstation Josefstädter Straße wird der Betrieb während der Sanierungsarbeiten aufrechterhalten. Laut Wiener Linien wird wechselweise jeweils ein Bahnsteig für mehrere Monate nicht zugänglich sein.

Flottenerweiterung

Um rund 140 Millionen Euro wird der Fuhrpark erweitert: 60 Mercedes-Busse, 18 Niederflurstraßenbahnen, fünf U6-Garnituren und vier durchgängige Züge für die Linien U1 bis U4 sollen 2014 ins Wiener Gleisnetz entlassen werden.

19 Millionen Euro werden schließlich in die zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogene Schieneninfrastruktur gesteckt. Weitere vergleichsweise kleine Projekte sind die Fertigstellung des neuen Verkehrsmuseums in Erdberg, die Erweiterung des Betriebsbahnhofes Wasserleitungswiese in Heiligenstadt und der Umbau zweier Straßenbahnremisen. (mcmt, derStandard.at, 17.2.2014)