Grafik: DER STANDARD

Der Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein durch die amerikanische Invasion im April 2003 beendete eine US-Strategie in der Region: die doppelte Eindämmung (Double Containment) von Iran und Irak. Sie war der Hintergrund der Entscheidung von US-Präsident Georg Bush senior, Vater des Kriegspräsidenten von 2003, Saddam nach dem verlorenen Golfkrieg 1991 nicht zu stürzen: Khomeini war erst 1989 gestorben, es war unsicher, ob der Iran seinen "Export der islamischen Revolution" aufs Eis legen würde. Man wollte den Irak mit seiner schiitischen Mehrheit dem iranischen Einfluss nicht ausliefern.

2003 hingegen befreiten die USA nicht nur die Iraker von einem Diktator, sondern den Iran von seinem Erzfeind. Die befreiten religiösen Schiiten im Irak stiegen in den politischen Prozess ein und gewannen Wahlen. Trotz der schiitischen Bevölkerungsmehrheit hatte Saddam Hussein den Irak quasi im sunnitischen Orbit gehalten - 2003 war es damit vorbei. Aus Sicht der sunnitischen arabischen Staaten am Persischen Golf war der Irak für sie verloren. Schiitisierungstendenzen schon unter dem ersten gewählten Premier Ibrahim Jafari, auf den mit Nuri al-Maliki ein Schiit aus der ältesten schiitischen religiösen Partei des Irak, der Dawa, folgte, trugen das Ihrige dazu bei.

Obwohl es sich um hegemoniale Fragen handelt, werden sie auch auf konfessioneller Ebene ausgetragen - zuerst im Irak, heute in Syrien. Und der Boom des sunnitischen Jihadismus hat die USA entdecken lassen, dass sie mit dem Iran gemeinsame Interessen haben: schlecht für Saudi-Arabien. (guha, DER STANDARD, 18.2.2014)