Wien - Vordergründige Profiteure der klimatischen Anomalie sind Speiseeis- und Getränkeerzeuger: Neben 40 Prozent Plus bei Speiseeis stieg der Umsatz von Mineralwasser etwa in Großbritannien gleich um 300 Prozent. Die Folge: Die Aktie von Nestlé, einer der größten Speiseeisanbieter, erfreut sich reger Nachfrage, weil ihre Marke Mövenpick Rekordverkäufe meldet. Konkurrent Langnese, in Österreich als Eskimo aktiv, macht wiederum dem Mutterkonzern Unilever Freude. Der Run auf Wasser und Bier hat in Deutschland der Aktie der Brau und Brunnen zu einem Anstieg auf 90 Euro verholfen: Im Winter lag der Kurs noch bei 55 Euro. Auch Übernahmefantasien spielen mit.

Getränkeabfüller profitieren

Profiteure der Hitzewelle sind natürlich auch der Getränkegigant Coca-Cola und sein schärfster Konkurrent, PepsiCo. Letzterer hat seinen Gewinn zuletzt deutlich steigern können. Und bei Coca-Cola ist der Erwerb von Römerquelle sicher auch unter dem Gesichtspunkt der steigenden Nachfrage nach Wasser zu sehen.

Beim Mitbewerber Danone, der auch in den USA Mineralwasser anbietet, stieg der Getränkeumsatz um acht Prozent. Wer an eine dauerhafte Veränderung des Klimas glaubt, darf natürlich auch auf die Hersteller von Klimageräten in seinem Portfolio nicht vergessen: Ddie griechische Eskimo stieg seit Jahresbeginn um satte 110 Prozent, die Silbermedaille macht Konkurrent Samsung Electronics mit 34 Prozent plus, Bronze geht an die US-Firma Whirlpool mit plus 28 Prozent. Auf den Plätzen liegen United Technologies (USA) mit 22 und Sanyo mit 18 Prozent Zuwachs.

Negative Auswirkungen auf Ernte

Die ungewöhnlich hohen Temperaturen wirken sich negativ auf die Ernte aus. Die Weizenpreise am Chicago Board of Trade, dem größten Umschlagplatz für Agrarprodukte der Welt, stiegen seit Juni von 300 auf 360 US-Dollar pro Tonne; mit jeder Woche ohne Niederschläge klettern sie weiter nach oben. Hier kann, wer nicht selbst Getreidekontrakte kaufen will, auf Hedgefonds wie Quadriga oder FTC setzen. Profitieren werden auch die Versicherer, die im ersten Schritt für die Schäden durch Klimaveränderungen aufkommen müssen und im zweiten Schritt ihre Prämien erhöhen werden.

Solaranlage

Anleger sollten dabei die Münchner Rück, Swiss Re und die deutsche Allianz im Auge behalten. Doch es gibt auch Gewinner, an die man nicht gleich denkt: Dazu gehören etwa Hersteller von Solaranlagen. Die Sonne der letzten Wochen hat die Umsätze eines der größten deutschen Anbieter, der SolarWorld AG, kräftig sprießen lassen: Das Handelsgeschäft machte im ersten Halbjahr 2003 ein plus von 70 Prozent. Die Aktie der SolarWorld wird auch von einer Reihe renommierter Banken, darunter auch die Erste Bank, zum Kauf empfohlen.

Auf der anderen Seite werden auch die Erbauer und Betreiber von Atomkraftwerken ihren Anteil vom Klima-Kuchen abschneiden. Außer der Solarenergie sind alle anderen Energieerzeugungsarten bei extremen Temperaturen schwierig: Die Wasserstände in den Kraftwerken - und damit deren Leistung - sinken bei Hitze, für Windkraft gibt es gerade bei heißem Wetter zu wenig Wind. Und Öl- oder Kohlekraftwerke, die man zur Erzeugung von Spitzenstrom einsetzen könnte, sind wegen des CO-Ausstoßes verpönt.

30 neue AKWs

Zwar haben auch die AKW bei Hitze Probleme, doch plant die EU in den nächsten Jahren die Zulassung von 30 neuen Werken. Das bedeutet: gute Geschäfte für Anlagenbauer, Siemens und ThyssenKrupp.

Generell sollten sich steigende Energienachfrage und steigende Preise auch auf die Aktien der Versorger auswirken: Electricité de France (EdF), RWE, E.ON und die schwedische Vattenfall sollten davon profitieren können. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 18.8.2003)