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Sanusi Lamido Sanusi hat sich offenbar zu weit hinausgelehnt.

Foto: Reuters/Wermuth

Lagos - Mit der überraschenden Absetzung des Notenbankpräsidenten hat Nigerias Staatschef das Land in Turbulenzen gestürzt. Präsident Goodluck Jonathan wirft dem Regierungskritiker vor, seine Sorgfaltspflicht im Amt verletzt zu haben. Ein Präsidenten-Sprecher nannte am Donnerstag jedoch keine Details.

Notenbankchef Lamido Sanusi hatte der Regierung Untätigkeit im Kampf gegen Korruption und der staatlichen Ölgesellschaft NNPC unlauteres Geschäftsgebaren vorgeworfen. Er will seine vorläufige Beurlaubung anfechten. An den Devisen-, Renten- und Geldmärkten sorgte die Fehde zwischen Präsident und abgesetztem Zentralbankchef für einen Schock.

Börsianern zufolge wurde nicht mehr gehandelt. Die Landeswährung Naira stürzte auf ein Rekordtief. Die Notenbank ist trotz der Turbulenzen nicht führungslos, da Sanusis Stellvertreter zum geschäftsführenden Chef der Behörde ernannt wurde. Im Juni soll Godwin Emefiele von der Geschäftsbank Zenith an die Spitze rücken. Er sei vom Präsidenten bereits nominiert worden, teilte ein Senator mit.

Intrige vermutet

Sanusi ließ durchblicken, dass er hinter seiner Absetzung eine politischen Intrige vermutet: "Es steht mir nicht zu, das zu kommentieren. Doch die Antwort liegt auf der Hand", sagte Sanusi auf entsprechende Reporterfragen. Falls die Entscheidung zu seiner Ablösung Bestand habe, werde dies böse Folgen für die Notenbank haben, warnte Sanusi. "Dann kann der nächste Zentralbankchef nicht mehr unabhängig sein."

Der Streit dürfte ausländische Investoren abschrecken, befürchten Experten: "Denn Sanusi steht für Transparenz und einen glaubhaften Kampf gegen Inflation", sagte Notenbankbeobachterin Razia Khan von Standard Chartered. Dabei ist Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft nach Südafrika ein interessanter Investitionsstandort. Das westafrikanische Land mit einer Bevölkerung von 170 Millionen Einwohnern hat insbesondere in der Infrastruktur enormen Nachholbedarf. Rund ein Fünftel der Wirtschaftsleistung entfällt auf das ertragreiche Ölgeschäft. Dennoch lebt nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes mehr als die Hälfte der Bevölkerung in bitterer Armut. (APA, 20.2.2014)