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Einer von zahlreichen sogenannten Exoten in Sotschi: Antonio Jose Pardo Andretta aus Venezuela.

Foto: APA/EPA/Kapeller

Wo Gewinner sind, da sind logischerweise auch Verlierer. Aber Verlierer sind nicht gleich Verlierer. Es gibt Verlierer, die eigentlich Gewinner sein wollten. Es gibt Verlierer, die sich nicht als Verlierer sehen. Und es gibt Verlierer, für die von vornherein klar ist, dass es für sie nichts zu gewinnen gibt. Zumindest keine Medaillen. Dow Travers, Himanshu Thakur oder Antonio Jose Pardo Andretta fallen in letztere Kategorie. Sie zählen in Sotschi zu den sogenannten Exoten.

Laut Duden handelt es sich bei einem Exoten um einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze aus einem fernen (besonders überseeischen, tropischen) Land. Bei Winterspielen sind Exoten Sportler aus Nationen, in denen Schnee nur vom Hörensagen bekannt ist oder in denen Wintersport zumindest keine Rolle spielt. Also der Langläufer von den Bermudas, der Skifahrer von den Cayman Islands oder der Rodler aus Tonga. Die Exoten bieten den Stoff für die netten Randgeschichten abseits der Gewinner.

Aber freilich gibt es auch Exoten und Exoten. Da wären die echten Exoten, die tatsächlich aus dem Land kommen, für das sie auch starten. Antonio Jose Pardo Andretta, 43, Banker, zweifacher Vater, Skifahrer, etwa ist ein echter Venezolaner. Dann gibt es die falschen Exoten: Sportler, die aus einem Wintersportland kommen, aber nicht gut genug sind, um sich für dieses für Olympia zu qualifizieren. Sie suchen dann in ihrem Stammbaum nach exotischen Wurzeln oder einfach so um eine fremde Staatsbürgerschaft an, um zu einem Auftritt unter den Ringen zu kommen.

Es gibt Exoten, aus denen Berühmtheiten werden. Etwa der Rodler Fuahea Semi, der für seine sportliche Karriere den Namen einer Unterwäschefirma annahm, oder die Bobfahrer aus Jamaika, über die einst ein Kinofilm gedreht wurde. Dann gibt es die Exoten, die schon Berühmtheiten sind, wie die Geigerin Vanessa Mae, die für Thailand im Riesentorlauf antrat.

Und es gibt Hubertus von Hohenlohe. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 21.02.2014)