Damaskus - Die Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals dürfte eingeweihten Kreisen zufolge deutlich länger dauern als offiziell zulässig. Die Führung in Damaskus habe zu verstehen gegeben, dass die letzten gefährlichen Kampfstoffe erst in der letzten Maiwoche außer Landes geschafft werden könnten, sagte ein Informant der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag.

Die eigentliche Zerstörung der Chemiewaffen ist technisch kompliziert und dauert rund 90 Tage - womit die am 30. Juni ablaufende Frist zur Vernichtung des Arsenals um mehrere Wochen überschritten würde.

"Nicht hinnehmbar"

Dies sei "nicht hinnehmbar", sagte der Informant. Die Syrer würden "ständig nach Ausreden für ihre Verzögerungen suchen". Ein westlicher Diplomat sagte dazu: "Die meisten von uns sind mit ihrer Geduld am Ende."

Offenbar wolle die syrische Führung ihre Chemiewaffen nur noch vor Ablauf der Frist außer Landes bringen, die restlose Zerstörung aber erst danach vornehmen lassen. Eine für Freitag angesetzte Sitzung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) verspreche vor diesem Hintergrund "lebhaft" zu werden, sagte der Diplomat weiter.

Neuer Zeitplan

Unterrichteten Kreisen zufolge hatten die Gefolgsleute des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad nach der Überschreitung mehrerer Zwischenfristen einen neuen 100-tägigen Zeitplan vorgelegt. Aus diesem gehe die letzte Maiwoche als Zielmarke hervor, um die letzten Kampfstoffe außer Landes zu bringen.

Allerdings müssen die Chemikalien noch vom syrischen Mittelmeerhafen Latakia auf westliche Kriegsschiffe verladen und dann an Bord des US-Spezialschiffs "Cape Ray" gebracht werden. Dort sollen sie auf hoher See durch Hydrolyse in ungefährliche Bestandteile aufgespalten werden. (APA, 20.2.2014)