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Salzburg spielte in Amsterdam.

 

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Ajax-Coach de Boer hat es gesehen.

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Amsterdam – Möglicherweise hatte Salzburgs Trainer Roger Schmidt eine Vorahnung. Knapp vor Anpfiff gab er am Donnerstagabend noch ein Interview in der Amsterdam Arena. Er lächelte in die Fernsehkamera, wiederholte sich. "Wir sind hier, um zu gewinnen." Schmidt kündige "Mut", "Pressing" und "schnelles Umschalten" an. Er weiß eben, "dass es schwierig ist, gegen uns zu spielen". Ajax Amsterdam ist es gewohnt, den Ball lange in den eigenen Reihen zu halten. Salzburg ist jedoch gekommen, um dieses Muster zu zerstören.

Die Niederländer sind eigentlich schon beim Aufwärmen gescheitert. Der prinzipiell gefährliche dänische Stürmer Lasse Schöne knickte um, konnte nicht mittun. Salzburg wiederum bot sämtlich Kapazunder auf. Regisseur Kevin Kampl freute sich sehr auf das "Highlight", sprach von einer Reifeprüfung.

Die 50.000 Zuschauer verstummten, ehe sie noch laut wurden. Es gab nämlich keinen Grund für Lärm. Denn Salzburg dominierte vom ersten Ballkontakt an. 5. Minute: Ramalho volliert nach einem Freistoßtrick drüber. 13 Minute: Der Brasilianer Alan wird im Strafraum von Joel Veltman deutlich gelegt. Kapitän Jonatan Soriano verwandelt den Elfer staubtrocken zum 1:0. Der Ball fliegt ins eine Eck, der Tormann Jasper Cillessen ins andere. Und es ging munter weiter. 21. Minute: Kampl schickt Sadio Mane auf die Reise, der umkurvt den Goalie und schiebt zum 2:0 ein.

Besonders wertvoll

Der absolute Höhepunkt folgte in der 35. Minute. Soriano sieht, dass der arme Cillessen ziemlich weit vor dem Tor steht. Und was macht Soriano, der spanische Lauser? Er überhebt ihn aus einer Entfernung von mehr als 50 Metern. Diesem Treffer gebührt das Prädikat besonders wertvoll, so schaut ganz großes Kino aus. Ajax schoss bis zur 43 Minute null Mal aufs Tor. Dann fasste sich Viktor Fischer ein Herz, die Zuschauer applaudierten aus Mitleid.

Auch nach der Pause dominierte Salzburg. Das berühmte 3:0 im Testspiel gegen Bayern München kann kein Zufall gewesen sein. Ajax war hilflos, überfordert, erinnerte an eine gewöhnliche österreichische Bundesliga-Mannschaft, die gegen Salzburg halt hoffnungslos chancenlos ist und abgewatscht wird. Ajax-Trainer Frank de Boer wusste zwar, "dass bei Salzburg momentan alles, was sie machen, zu Gold wird". Er ging aber schon davon aus, "dass wir das abstellen". Ein Irrtum.

Bei ein bisserl mehr Nachdruck wäre ein noch höherer Sieg möglich gewesen, aber Gnade ist auch eine Tugend. So bleibt das 0:4 gegen Real Madrid vor dreieinhalb Jahren die höchste Heimniederlage von Ajax im Europacup. Salzburg hat nicht die Reifeprüfung abgelegt, sondern die Doktorarbeit geschrieben. Soriano: "Das war super." Das Rückspiel findet am 27. Februar in der ausverkauften Red-Bull-Arena statt. Bereits am Sonntag kommt die Admira. Beides klingt machbar. (Christian Hackl, DER STANDARD, 21.2.2014)

Europa League, Runde der letzten 32, Donnerstag

Ajax Amsterdam - Red Bull Salzburg 0:3 (0:3)
Amsterdam Arena, 48.000 Zuschauer, SR Turpin (FRA)

Tore:
0:1 (14.) Soriano (Elfmeter)
0:2 (21.) Mane
0:3 (35.) Soriano

Ajax: Cillessen - Van Rhijn, Veltman, Moisander, Duarte (60. Poulsen) - Klaassen (81. Andersen), Blind, S. de Jong - Bojan Krkic, Sigthorsson (60. Kishna), Fischer

Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ulmer - Ilsanker - Kampl (88. Svento), Ch. Leitgeb (83. Berisha), Mane - Alan, Soriano (77. R. Zulj)

Gelbe Karten: Veltman, S. de Jong, Blind bzw. Ch. Leitgeb, Hinteregger