Washington/Peking - Bei einem Treffen mit dem Dalai Lama hat US-Präsident Barack Obama den Tibetern am Freitag seine Rückendeckung zugesichert. Er unterstütze die Verteidigung der Menschenrechte sowie den Erhalt der einzigartigen Religion, Kultur und Sprache in der autonomen Region, hieß es aus dem Weißen Haus. Obama hatte das geistliche Oberhaupt der Tibeter trotz vehementer Proteste Pekings empfangen.

Das Treffen fand im Kartenraum des Weißen Hauses statt, nicht wie sonst bei ausländischen Staatsgästen üblich im Oval Office. Der Chef der tibetischen Exilregierung, Lobsang Sangay, sprach nach dem Gespräch der beiden Friedensnobelpreisträger hinter verschlossenen Türen von einer "starken Botschaft". Das Treffen gebe den Tibetern Hoffnung, "dass ihre Stimmen gehört werden, sogar von der weltweit mächtigsten Person".

"Ernste negative Folgen"

Das chinesische Regierung hatte Obama wenige Stunden zuvor aufgefordert, das Treffen im Weißen Haus abzusagen, weil sonst "ernste negative Folgen" für das Verhältnis beider Länder drohten. Das Außenministerium sprach von einer "groben Einmischung" in die inneren Angelegenheiten Chinas. Peking wirft dem Dalai Lama vor, Tibet von der Volksrepublik China abspalten zu wollen und versucht seit Jahrzehnten, Treffen des im Exil lebenden geistlichen Oberhaupts mit ausländischen Würdenträgern zu verhindern.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden, hatte im Voraus angekündigt, Obama empfange den Dalai Lama in seiner Eigenschaft als "international respektierten religiösen und kulturellen Führer". Die US-Regierung unterstütze die Haltung des Dalai Lama in der Tibet-Frage, erkenne jedoch an, dass das Gebiet Teil Chinas sei. Gleichzeitig äußerte sich Hayden besorgt "über die anhaltenden Spannungen und die sich verschlechternde Menschenrechtslage in den tibetischen Gebieten".

Der buddhistische Geistliche, der seit seiner Flucht nach einem gescheiterten Aufstand 1959 mit zahlreichen Landsleuten im Exil in Nordindien lebt, strebt eigenen Angaben zufolge nicht nach Unabhängigkeit, sondern größerer Autonomie für die Tibeter. Sein Verhältnis zu Peking ist äußerst angespannt.

China hält Tibet seit dem Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen ebenfalls zahlreiche Tibeter leben, mit harter Hand. Die Tibeter klagen über eine soziale und kulturelle Unterdrückung durch die Regierung in Peking. Aus Protest gegen die chinesische Herrschaft haben sich in den vergangenen Jahren 120 Tibeter selbst angezündet. (APA, 21.2.2014)