Die Wiener Schönheitschirurgin Dagmar Millesi wohnt mit ihrem Mann am Kaiserwasser im 22. Bezirk. Es ist ein Leben zwischen Natur, lebenden Nerzen und einem Hauch New York City, wie Wojciech Czaja erfuhr.

"Ich habe immer schon davon geträumt, am Wasser zu wohnen. Ich bin Kärntnerin, aufgewachsen inmitten von Seen, und die Kindheit ist, wie wir ja alle wissen, sehr prägsam. Auf diese Wohnung zu stoßen war Schicksal. Es war wohl so bestimmt. Eine Freundin von mir hat dieses Haus errichtet, eines Abends sind wir ins Gespräch gekommen, und so führte das eine zum anderen. Schon bei der ersten Besichtigung war ich von diesem Ort angetan. Vor dem Wohnzimmer liegt das Kaiserwasser, der Ausblick ist einfach zum Verlieben, und daneben befindet sich ein kleines Biotop – ein Traum.

"Mir hat die Wohnung keine Ruhe gelassen. Ich musste sie einfach kaufen." Dagmar Millesi mit ihren beiden Scottish Terriern Funny und Novo.
Foto: Lisi Specht

Mein Mann Hanno war von Anfang an gegen diese Wohnung. Ein Haus in Kärnten am See und eine Wohnung in Döbling, meinte er, das reicht doch! Also habe ich es wieder bleiben lassen und bin vom Kaufvertrag zurückgetreten. Allerdings hat mir die Wohnung keine Ruhe gelassen. Letztendlich habe ich sie dann doch gekauft, das war 2010, hab sie fix-fertig eingerichtet und meinen Mann dann vor vollendete Tatsachen gestellt. Verständlicherweise fühlte er sich etwas übergangen. Aber: Wir sind noch immer verheiratet!

Ursprünglich war die Wohnung als Wochenend- und Sommerresidenz gedacht. Doch schließlich – nach dem ersten Sommer hat sich sogar mein Mann in diesen Ort verliebt – haben wir uns von der Döblinger Wohnung getrennt und sind im Frühjahr 2013 fix hierhergezogen. Heute wohnen wir hier auf knapp 300 Quadratmetern, verteilt auf zwei Geschoße.

Wir sind hier inmitten von Natur, es gibt Fischreiher, Biber, zu Weihnachten ist uns sogar ein Nerz über die Terrasse gelaufen! Doch andererseits, wenn ich auf die Wolkenkratzer der Donau-City rüberschaue, dann fühle ich mich fast schon wie am Hudson River in New York. Ich glaube, dass sich die Wiener dessen nicht bewusst sind, was es in dieser Stadt Wundervolles gibt. Wir fahren mit dem Elektroboot auf die Alte Donau hinaus, haben allerlei Freizeitmöglichkeiten im Umkreis und jede Menge Restaurants. Und trotzdem hört man immer nur: Transdanubien, Gemeindebau, Prolos! Völlig zu Unrecht.

Am Heiligen Abend 2011 ist uns die Wohnung abgebrannt. Klassiker: Der Christbaum stand auf dem Lüftungsgitter, die Kerzenflamme hat auf die Tanne übergeschlagen, und im Nu ist der ganze Baum explodiert ... ein traumatisches Erlebnis! Wenn man nichts mehr sieht und Rauch inhaliert, wenn sich durch den Druckunterschied, der beim Brand entsteht, die Wohnungstür nicht mehr öffnen lässt und man das Fenster einschlagen muss, geht das ziemlich an die Substanz. Es dauert Monate, bis man sich wieder eingerichtet und das Erlebnis verarbeitet hat. Zu Weihnachten gibt's seitdem elektrische Kerzen.

Ich komme täglich um 9 oder 10 Uhr abends nach Hause. Der größte Wunsch ist dann Schwimmen. Daher haben wir im Garten einen beheizten Pool. Ich nutze ihn täglich. Hört sich nach Luxus an, ist es aber nicht. Dieser Beruf geht auf die Rückenmuskulatur, und wie! Immer nur sitzen, Arbeitsabstand 35 Zentimeter, das hält kein Körper aus. Wenn man so etwas jahrelang macht, ist ein Pool die einzige Möglichkeit, den Körper in Schuss zu halten.

Noch mehr genieße ich es allerdings, ab und zu in ein ganz anderes, mir fremdes Leben einzutauchen. Immer wieder stehe ich als Statistin in der Staatsoper auf der Bühne. Dann bin ich irgendwer, die Dritte von links, das unterste Glied in der Hierarchie, einfach das Letzte. Für mich ist das ein mentaler Ausgleich zum Job, wo ich die Chefin bin, eine Art Wiederherstellung der Balance, die man mitunter leicht verliert. Auf diese Weise kann ich mich wieder erden. Und: 31 Euro für vier Akte! Immerhin." (DER STANDARD, 22.2.2014)