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Joaquín Guzmán wurde nach seiner Festnahme zunächst auf den ­Marinestützpunkt von Mexiko-Stadt gebracht.

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Wanted: Joaquín "El Chapo" Guzmán.

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"Es war ein makelloser Zugriff ohne Verluste", berichtete Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam: Marineinfanteristen hatten Joaquín "El Chapo" Guzmán Loera gemeinsam mit einem Komplizen am frühen Samstagmorgen in Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa festgenommen.

Der Einsatz wurde nach An­gaben der Generalstaatsanwaltschaft monatelang vorbereitet. Bereits in der vergangenen Woche waren Unterschlupfe des Kartells entdeckt, zahlreiche Waffen sichergestellt und 13 Verdächtige festgenommen worden. Die USA hatten übrigens fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) für Guzmáns Festnahme geboten - Mexiko 30 Millionen Pesos (1,8 Millionen Euro).

Der Kartellchef wurde zunächst auf den Marinestützpunkt am Flughafen von Mexiko-Stadt gebracht; dann in das Hochsicherheitsgefängnis Altiplano verlegt.

Bestätigung per Twitter

Erfreut zeigten sich vor allem die USA, die die Nachricht von der Festnahme als Erste verkündet hatten. Die Mexikaner hingegen wirkten blass. Präsident Enrique Peña Nieto bestätigte seinen bisher größten Erfolg in der Sicherheitspolitik nur per Twitter; die Pressekonferenz mit kurzer Präsentation des Gefangenen dauerte fünf Minuten und lag in den Händen des Generalstaatsanwaltes.

Was auf den ersten Blick verwundert, leuchtet auf den zweiten Blick ein: Keiner weiß, ob und was Guzmán reden wird, und seine Aussagen könnten für viele unbequem werden. Zu seinen ­Geschäftspartnern in Kolumbien gehörten etwa Verwandte von Ex-Präsident Álvaro Uribe.

"Viele wollen ihm an den Kragen, aber noch mehr schützen ihn", heißt es in einem berühmten Narcocorrido über Guzmán. Denn er verstand es, Verbündete zu gewinnen und den mexikanischen Staat mittels Korruption völlig zu unterlaufen.

Ähnlich wie einst in Kolumbien, als Pablo Escobar erschossen wurde, ist Guzmáns Festnahme daher nicht das Ende des Drogenkriegs, sondern der Beginn neuer Gewalt. Sein Milliardenimperium wird zerfallen; seine Statthalter und immer jüngere, immer brutalere Nachfolger werden sich um die Überreste bekriegen.

"El Mini Licenciado" 

Glaubt man den Medienberichten, steht sein Nachfolger fest: Dámaso López alias "El Mini Licenciado", ein junger, smarter Geschäftsmann und Sohn eines einflussreichen Politikers und Sicherheitsexperten. Dass der Name schon bekannt ist, zeigt: Guzmáns Stern war am Sinken, seine Festnahme nur eine Frage der Zeit.

Guzmán ist bereits der dritte ranghohe Drogenboss nach den Chefs der Zetas und des Golfkartells, der innerhalb weniger Monate fällt. Wenn der Staat die Chance zu nutzen weiß, kann er verlorenes Terrain zurückerobern, wie es in Kolumbien gelungen ist. (Sandra Weiss aus Puebla, DER STANDARD, 24.2.2.014)