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Die aurikuläre Vagus-Stimulation wird seit einigen Jahren in der Behandlung von chronischen Schmerzen von Patienten mit peripherer arterieller Verschlußkrankheit eingesetzt.

Dystonie ist eine neurologische Bewegungsstörung, die mit unwillkürlichen Kontraktionen der Skelettmuskulatur einhergeht. Diese anhaltenden Muskelkontraktionen äußern sich in unkontrollierten Bewegungen und abnormen Fehlstellungen des Körpers oder einzelner Körperteile. Wiener Wissenschaftler testen nun eine neue Behandlungsmethode, die auf Neurostimulation mit maßgeschneiderten Elektrosignalen basiert. Erste Tests seien viel versprechend gelaufen, berichtet die Technische Universität (TU) Wien am Montag in einer Aussendung.

Laut Österreichischer Dystonie Gesellschaft sind in Österreich 8.000 bis 16.000 Personen von verschiedenen Dystonie-Formen betroffen. Die Erkrankung kann im Rahmen genetischer Defekt als eigenständiges Krankheitsbild oder im Rahmen einer anderen Erkrankung auftreten.

Beschränkt sich die Dystonie auf einen bestimmen Körperabschnitt, so werden Betroffene derzeit häufig mit Injektionen mit Botulinumtoxin (Botox) therapiert. Bei ausgedehnten Varianten wurde in den vergangenen Jahren auch die tiefe Hirnstimulation eingesetzt.

Passende Sitmulationsabfolgen

Die Behandlung der Dystonie mit der vagalen Stimulation über das äußere Ohr ist neu. Seit einigen Jahren wird diese aurikuläre Vagusnerv-Stimulation jedoch bereits zur Linderung chronischer Schmerzen bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK, Anm.Red.) angewendet. Dabei werden Elektroden am Ohr angebracht die verbunden mit einem externen Stimulationsgerät die Endplatten eines Seitenastes des Nervus vagus aktivieren. 

Gemeinsam mit Jozsef Constantin Szeles von der Medizinischen Universität Wien arbeitet ein Team um Eugenijus Kaniusas und Stefan Kampusch von der Gruppe für Biosensorik der TU Wien an der elektronischen Optimierung der Methode. Durch Messung der Reaktionen des Körpers sollen die wirkungsvollsten Stimulations-Muster ermittelt und so für jede Person die passenden Stimulationsabfolgen gefunden werden.

Rückgang der Kontraktionen

Nun wurde die elektrische Vagusnerv-Stimulation erstmals zur Behandlung von Dystonie eingesetzt: Erste Tests an einer Patientin seien viel versprechend verlaufen: Es kam zu einer Linderung der Schmerzen, die Häufigkeit unwillkürlicher Kontraktionen ging zurück, die Muskelspannung nahm ab. Das Wohlbefinden der Patientin stieg deutlich, sie konnte auch wieder zu arbeiten beginnen. Selbst nach Absetzen der Elektrostimulation war die Verbesserung über mehrere Tage anhaltend.

Ausgereift sei die Therapie aber noch nicht: "Noch ist nicht abschätzbar, welche Gruppe von Betroffenen tatsächlich von dieser Therapie profitieren kann und in welchem Ausmaß das möglich ist", so Kaniusas. Größere Studien zur Wirkung der Vagusnerv-Stimulation seien geplant. (red/APA, 24.2.2014)