Zwanzig kleinere Unternehmen hat Apple in den letzten 15 Monaten gekauft, eine Vielzahl davon sind außerhalb der IT-Branche kaum bekannt. Insgesamt hat der Konzern aus Cupertino im letzten Quartal 525 Millionen Dollar für den Erwerb von Startups ausgegeben – also ungefähr 3 Prozent des Kaufpreises, den Facebook für WhatsApp hingeblättert hat.
Investoren wollen Milliardendeal...
Unter Investoren und Analysten sorgt Apples Einkaufspolitik laut New York Times daher für Unruhe: Sie fordern, dass durch den Erwerb eines anderen großen Unternehmens schnell in neue Märkte vorgestoßen werden soll. Als Beispiel werden etwa Facebook für den Anzeigenmarkt, Netflix für die Unterhaltungsindustrie oder Yahoo für Suchmaschinen genannt. Ebenso rät man Apple, sich endlich für die Übernahme des Autoherstellers Tesla zu entscheiden, um mit einer großen, überraschenden Produktneuheit aufzutrumpfen.
... dieser scheint allerdings unwahrscheinlich
Bis auf die Tesla-Übernahme, für die laut Medienberichten bereits Verhandlungen stattfanden, scheinen derartige Deals allerdings äußerst unrealistisch, auch wenn Apple über ein Firmenvermögen von rund 160 Milliarden Dollar verfügt. Der kalifornische Konzern setzt lieber auf die Akquisition kleiner Startups, deren Nischenprodukte bestehende Apple-Technologie verbessern und bei der eigenen Entwicklung neuer Produkte helfen können. So hatte die britische Barclays-Bank erst kürzlich Apple aufgrund "fehlender Aussichten auf revolutionäre Produkte" herabgestuft und es mit dem Microsoft der 2000er-Jahre verglichen.
Kartendienste und Apple TV
So hat Apple in letzter Zeit vor allem in Firmen investiert, die im Kartenbereich aktiv sind, beispielsweise Locationary, HopStop und Embark. Zusätzlich liefern der Erwerb von Matcha.tv, einem TV-Empfehlungsservice, und PrimeSense starke Indizien für einen Ausbau von Apple TV. PrimeSense, das den Kinect-Sensor von Microsofts Xbox hergestellt hatte, schlägt dabei mit rund 300 Millionen Dollar als Apples teuerster Einkauf zu Buche. PrimeSenses Technologie könnte auch in Wearables zum Einsatz kommen.
Apple: "Kein Problem, Milliarden auszugeben"
Auch wenn Apple-CEO Tim Cook vor einiger Zeit meinte, dass Apple kein Problem damit habe, Milliarden für Firmen zu bezahlen, dürften viele Übernahmen der vergangenen Jahre abschreckend auf den kalifornischen IT-Giganten wirken. Beispiele für wenig erfolgreiche Deals wären etwa laut New York Times die Palm-Übernahme durch Hewlett-Packard oder auch Googles Motorola An- und Verkauf.
Lieber kleine Startups
Apple konzentriere sich daher vorrangig auf sogenannte "akquihires" - eine Silicon Valley-Wortschöpfung, mit der das Anwerben von Mitarbeitern (to hire) durch den Erwerb (acquisition) ihrer Startups gemeint ist. Eine Praxis, die freilich auch anderen Konzernen nicht fremd ist, Facebook ist in diesem Bereich etwa auch höchst aktiv. Die Mitarbeiter der kleinen Unternehmen sollen dann in bestehende Teams integriert werden oder gesondert an ihren Apps weiterarbeiten. Das letzte "Acquihire" Apples soll die App-Testplattform Burstly gewesen sein. (fsc, derStandard.at, 24.2.2014)