T-Mobile-CEO Andreas Bierwirth

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Das geänderte Nutzungsverhalten hat Mobilfunker in die Bredouille gebracht. Wo früher SMS und Telefonieminuten die Umsätze trieben, sollte das nun der Verkauf von Datenvolumen erledigen. Allerdings konnte die rasante Wachstumskurve beim Datenverbrauch bislang nicht in eine ähnlich ansteigende Umsatzkurve verwandelt werden. Alleine im Netz von T-Mobile ist der monatliche Datenverbrauch in den vergangenen vier Jahren um 960 Prozent angestiegen. Andreas Bierwirth, CEO von T-Mobile Österreich, schließt daher weitere Preisanpassungen nicht aus.

"Unser Geschäftsmodell ist Datentransport geworden"

Die größten Treiber sind TV, Video und Filme, wobei Europa aufgrund der nationalstaatlich geregelten Urheberrechte hier noch hinter den USA liegt. Aber auch Dienste wie Whatsapp oder Skype legen zu; anstatt SMS verschicken Kunden nun Messages. "Unser Geschäftsmodell ist der Datentransport geworden", sagt Bierwirth am Rande des Mobile World Congress. Wobei er eine völlige Entkoppelung zwischen der Mengennachfrage und dem Umsatz sehe, der dem Mobilfunker bleibt.

Neue Preisstruktur

Um dagegenhalten zu können setzt das Unternehmen auf eine neue Preisstruktur, die sich auf Daten konzentriert und bei der Kunden je nach Verbrauch und Bedürfnisse zahlen sollen. Dabei seien die monatlichen Gebühren bei mittleren und höherwertigen Angeboten zwar etwas höher als zuvor, allerdings seien Telefonieminuten und SMS unlimitiert inkludiert.

Umsatzstabilisierung in zwei bis drei Jahren

In zwei bis drei Jahren will man damit eine Umsatzstabilisierung in Österreich erreichen. Die Mehrheit der Kunden müssten erst noch in diese "Datenwelt" gebracht werden. Durch Flatrates hätten Nutzer verlernt, sich mit einer "Mengenabhängigkeit" auseinanderzusetzen. Dabei sei es für die meisten Kunden noch vollkommen abstrakt wieviele GB sie verbrauchen und welche Surfgeschwindigkeit sie benötigen.

Etwas skeptisch sieht Bierwirth den Beitrag, den die Mobilfunker zum Hype um bestimmte Geräte leisten. "Wir haben uns fast mit dem Handyhersteller verwechselt". Es sei zwar schön, wenn sich Kunden um Mitternacht für ein neues iPhone anstellen, letztendlich müssten sich die Provider aber um die Tarife kümmern, den "Motor" für die Smartphones, wie es der T-Mobile-Chef ausdrückt.

Netzneutralität

Auf die Frage des WebStandards, ob Unternehmen wie Whatsapp dafür bezahlen sollen, damit ihre Dienste im T-Mobile-Netz schneller übertragen werden, bleibt Bierwirth zurückhaltend. "Ein Kunde, der ein Video an eine Whatsapp-Message hängt ist mir lieber als ein Kunde, der eine SMS verschickt." Mit neuen Preispunkten seien solche Messenger "richtig gut". Allerdings müsse man erst dorthin kommen.

"Extrem horrible Spektrumsauktion"

Bauchweh bereiten der Branche auch die Milliarden durch "extrem horrible Spektrumsauktion", so Bierwirth. Also die Versteigerung weiterer Frequenzen zur LTE-Nutzung. Der T-Mobile-Chef geht nicht davon aus, dass dadurch einer der drei verbleibenden Mobilfunker aus dem Markt ausgelöscht werden wird, wie Alexander Schuster, Vertriebsschef von ZTE Österreich glaubt. Allerdings müssten die Investitionen abgefangen werden. Das werde einerseits durch eine Erhöhung der Verbraucherpreise geschehen.

Andererseits erwarte er sich eine Liberalisierung bei Netzkooperationen - also die Möglichkeit enger mit anderen Betreibern beim Netzausbau zusammenzuarbeiten. "Ich hoffe sehr, dass der neue Regulator das Thema Kooperation entsprechend positiver sehen, um den Druck auf die Verbraucherpreise zu nehmen", so Bierwirth.

Neue Nischenanbieter

Für 2014 rechnet Bierwirth mit steigendem Wettbewerb durch neue MVNOs, die in den Markt eintreten. So wollen unter anderem Michael Krammers Ventocom sowie das Wiener Technologieunternehmen Mass Response am Markt als virtuelle Mobilfunkanbieter mitmischen. Bierwirth geht davon aus, dass insgesamt sechs bis sieben Nischenanbieter hinzukommen, die ganz bestimmten Interessensgruppen wie etwa Gaming ansprechen werden. (Birgit Riegler aus Barcelona, derStandard.at, 24.2.2014)