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Viele Albinos leiden in Gegenden rund um den Äquator bereits früh unter meist tödlichem Hautkrebs - so wie diese 17-jährige Jugendliche aus Tansania (auf dem Foto mit ihrem Halbbruder und ihrer Mutter).

Foto: AP Photo/Jacquelyn Martin

Schon Charles Darwin hat das Problem umgetrieben: Warum haben verschiedene Menschenpopulationen unterschiedliche Hautfarben? Der große britische Naturforscher vermutete - ähnlich wie kürzlich noch der US-Anthropologe Jared Diamond -, dass die sexuelle Selektion eine entscheidende Rolle spielt: Wir würden bei der Partnerwahl einfach Personen ähnlichen Hauttyps bevorzugen.

Die alternative These zur sexuellen Selektion ist die der natürlichen Selektion: Die jeweilige Hautfarbe würde einen Überlebensvorteil in der jeweils bewohnten Region bieten. Diese Theorie wurde im Jahr 2000 von den US-Anthropologen Nina Jablonski und George Chaplin formuliert und mit Weltkarten untermauert, auf denen die Stärke der jeweiligen regionalen Ultraviolettstrahlung mit den Hautfarben der dort ansässigen Menschen verglichen wurde und die eine hohe Übereinstimmung zeigten.

Das Argument der beiden Forscher: Ein hoher Anteil von Eumelanin in der Haut, das für die dunkle Hautpigmentierung sorgt, schützt bei hoher UV-Strahlung. Ist die UV-Strahlung hingegen nur gering, hilft ein hoher Phäomelaninanteil - also helle Haut - bei der Produktion von Vitamin D.

Zwei Fragen allerdings bleiben dabei offen: Wann hat sich die dunkle Hautfarbe herausgebildet? Und was konkret war der Selektionsvorteil, der diese Entwicklung forcierte? Neue genetische Analysen lassen darauf schließen, dass sich ein hoher Eumelaninanteil in der Haut vor 1,2 bis 1,8 Millionen Jahren herausbildete.

Schutz vor DNA-Schäden

Unsere Vorfahren dürften vorher - so wie die Schimpansen - noch eine helle Haut besessen haben. Doch nach dem allmählichen Verlust der Körperbehaarung aus Hitzegründen war ein stärkerer Schutz vor schädlicher UV-Strahlung nötig. Und den bot Eumelanin, das DNA-Schäden effektiv verhindert.

Diese These ist mittlerweile von den meisten Wissenschaftern akzeptiert. Ungeklärt ist Frage, was der entscheidende Selektionsvorteil der dunklen Haut war. Dunkle Pigmentierung schützt nämlich nicht nur vor Hautkrebs, sondern auch vor Schädigungen der Schweißdrüsen und vor der Zerstörung von Folsäure, die für die Entwicklung des Fötus unabkömmlich ist.

Der britische Forscher Mel Greaves glaubt nun, die Antwort auf diese Frage gefunden zu haben. Er geht davon aus, dass tödlicher "schwarzer" Hautkrebs, also das maligne Melanom, für die Selektion sorgte. Seine in den "Proceedings of the Royal Society B" aufgestellte Hypothese begründet er mit der extrem hohen Hautkrebsrate bei nahe dem Äquator lebenden Albinos, die aufgrund eines Gendefekts kein Eumelanin in der Haut produzieren können.

Greaves fand heraus, dass zumindest 80 Prozent jener hellhäutigen Menschen, die in Ländern wie Tansania oder Nigeria leben, noch vor dem Erreichen des 30. Lebensjahres an tödlichem Hautkrebs erkranken. Für den Forscher ist damit offensichtlich, dass letztlich Hautkrebs für die dunkle Hautfarbe sorgte. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 26.2.2014)