Wien - Die Veröffentlichung von Mails aus der Bankenprüfung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) durch den Finanzsprecher der Grünen, Werner Kogler, zeitigt nun Folgen. Kogler veröffentlichte vor rund zehn Tagen E-Mails von Dezember 2008, in denen Notenbanker Überlegungen zur Einstufung der Hypo Alpe Adria ("not distressed") angestellt haben.

Jetzt ermittelt die Innenrevision der Notenbank. Die OeNB-Spitze vermutet, dass die Mails durch eine undichte Stelle in der Hauptabteilung Bankenprüfung, ein OeNB-Leak also, an die Öffentlichkeit gelangt sind. Die Revisoren haben im Auftrag des Direktoriums begonnen, die Computer der Abteilung zu filzen. Es sei Recht und Pflicht der OeNB, den Vorkommnissen nachzugehen, heißt es. Wobei man die Chancen, Belastungsmaterial aus dem Jahr 2008 zu finden, für gering hält.

Untersucht werden die E-Mail-Accounts der Bankenprüfer; der Kreis der Betroffenen wird unterschiedlich umschrieben. Die einen sprechen von einer Untersuchung "in großem Stil", die anderen von "einem kleinen Kreis an Betroffenen".

Die Banker wurden von der Aktion scharf informiert; die Privatsphäre soll gewahrt bleiben. OeNB-Sprecher Christian Gutlederer bestätigt nur "interne Untersuchungen" in der Sache. Die interne Revision untersteht Direktoriumsmitglied Andreas Ittner. Die Bankenaufsicht untersteht ebenfalls Ittner.

Spurensuchen

Ganz neu sind den Notenbankern solch forensische Spurensuchen nicht. Vor nicht allzu langer Zeit beschäftigte man die Experten von Ernst & Young; damals wollte die OeNB eruieren, ob Informationen an Medien weitergegeben werden. Die Aktion soll im Sande verlaufen sein.

Nicht im Sand verlaufen ist die Suche nach einem Geschenkedieb in der OeNB. Wie berichtet wurde ein Mitarbeiter der Poststelle bei der Justiz angezeigt. Gestern, Dienstag, fand am Wiener Straflandesgericht die Verhandlung statt. Vorgeworfen wurde dem Angeklagten gewerbsmäßiger Diebstahl. Er soll von November 2011 bis Jänner 2013 Pakete geöffnet und Dinge wie "alkoholische Getränke, Pralinen, Weihnachtsgeschenke, Handyzubehör, Putztücher, Kekse, eine Elchsalami" behalten haben.

Von den allermeisten Vorwürfen wurde der Notenbanker freigesprochen. Den Diebstahl dreier Kalender und einer Packung Kekse gestand er - das wurde im Diversionsweg (Zahlung der Pauschalkosten, Probezeit: zwei Jahre) erledigt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Die Frage, welcher Notenbanker warum und von wem Elchsalami geschickt bekam, löst sich vielleicht im Disziplinarverfahren gegen den Postler. Selbiges läuft. (Renate Graber, DER STANDARD, 26.2.2014)