Wien - Mehr als 500 Jahre lang war die Universität Wien eine reine Männerbastion: Erst ab 1897 ließ sie zögerlich und schrittweise auch Frauen zu. Anlässlich des Frauentags am 8. März erinnert die Uni bei einer Führung der Historikerin Marlene Gerber zum "Frauenstudium" an ihre ersten Studentinnen und Professorinnen.
Jahrhundertelang war die Universität generell Männern vorbehalten, erst während der 1860er Jahre wurde das "Frauenstudium" in ganz Europa ein Schlagwort. Österreich war neben Preußen allerdings eines der letzten Länder, in dem Frauen Ende des 19. Jahrhunderts weiterhin ausgeschlossen blieben. Mit ein Grund dafür: Erst 1896 wurde die gesetzliche Möglichkeit dafür geschaffen, dass Frauen die Matura ablegen konnten, wie es auf der Homepage der Uni zum "Frauenstudium an der Universität Wien" heißt.
Zuerst an Philosophischer Fakultät
Aufgrund des steten Drucks von Frauenvereinen und gesellschaftlicher Notwendigkeiten wurden ab 1897 Frauen an der Uni Wien zum Studium an der Philosophischen Fakultät zugelassen, ab 1900 auch zu medizinischen Studien. Erst ab 1919 durften Frauen auch an der Juridischen Fakultät als ordentliche Hörerinnen inskribieren, 1928 an der Evangelisch-Katholischen und ab 1945 an der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Die erste an der Uni Wien promovierte Frau war Gabriele Possanner: Gegen erhebliche Widerstände ließ sie 1897 ihr in Zürich erworbenes Medizin-Diplom nostrifizieren, indem sie nochmals vor Wiener Prüfern alle Rigorosen ablegte. 1907 wurde Elise Richter als erste Frau Österreichs an der Philosophischen Fakultät habilitiert.
Installation "Der Muse reicht's!"
"Die erste Generation an Wissenschaftlerinnen war über Jahre in Vergessenheit geraten, bevor sich die Universität Wien bewusst mit dem Fehlen von Frauen in ihrer Erinnerungskultur auseinanderzusetzen begann", bekennt die Uni selbstkritisch in einer Aussendung. Erst 2003 wurde der Elise-Richter-Saal im Hauptgebäude nach der ersten Dozentin der Uni benannt. Unter den 154 Denkmälern herausragender Persönlichkeiten im Arkadenhof der Uni Wien ist mit Marie von Ebner-Eschenbach, die 1900 als erste Frau das Ehrendoktorat der Universität Wien erhielt, lediglich eine Frau.
Neben diesen beiden Stationen ist u.a. auch die Installation "Der Muse reicht's!" Teil der rund einstündigen Führung. Das Kunstprojekt von Iris Andraschek im Arkadenhof setzt sich damit auseinander, dass Wissenschafterinnen an der Uni Wien aus verschiedensten Gründen nicht geehrt wurden. Neben Biografien der ersten Frauen an der Uni Wien werden bei der Führung auch noch immer aktuelle Themen wie "Geschlecht und Bildung" und "Geschlecht und Repräsentation" diskutiert. (APA, 26.2.2014)