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Überreste der zerstörten Siedlung "Metro" in der Nähe des Maracana-Stadions

Foto: REUTERS/ Ricardo Moraes

Rio de Janeiro - Vor derfür den Sommer geplanten Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen 2016 ist in Rio de Janeiro der Streit um Zwangsräumungen neu entbrannt. Kritiker bemängeln die Art der Durchführung sowie die Motivation. "Man will den Touristen ein Rio de Janeiro zeigen, das nicht existiert - ein Rio de Janeiro ohne Armut", sagte Renato Cosentino vom kritischen Bündnis "Comite Popular Rio Copa e Olimpiadas".

Laut Stadtverwaltung mussten von 2009 bis 2013 insgesamt 20.299 Familien ihre Häuser räumen. Die Unterkünfte standen in "informellen Gebieten" in den Favelas der Stadt. Die Räumungen würden vor allem rund um die touristisch interessanten Gebiete und die Austragungsorte von WM und Olympia erfolgen, betonte Cosentino. Profiteure seien Immobilienunternehmen. "Wenn eine Favela abgerissen wird, wird die Gegend enorm aufgewertet."

Die Stadtverwaltung hält dagegen, die Räumungen würden dem Wohl der Bevölkerung dienen. "Alle Familien, die städtische Wohnungen bekamen, leben jetzt in einer deutlich besseren Situation", meinte Rios Wohnbaubeauftragter Pierre Batista. Laut seinen Angaben zogen 9.320 der enteigneten Familien in Sozialwohnungen um. Ein Viertel von ihnen habe vorübergehend Mietbeihilfe erhalten, und in 30 Prozent der Fälle habe die Stadtverwaltung Entschädigungen gezahlt.

Baustellen der Stadt seien in weniger als zehn Prozent der Fälle der Hintergrund der Räumungen. Die meisten Umsiedlungen seien notwendig geworden, da sich die Häuser in Risikogebieten wie Flussufern oder Berghängen befanden. "Die Umsiedlungen sind notwendig, um den Menschen würdigen Wohnraum zu schaffen", sagte Batista.

Das "Comite Popular" hält das Risiko-Argument allerdings oftmals für vorgeschoben. Die Wiederansiedlungen würden meist in unsicheren Gebieten im Osten Rios erfolgen, weit entfernt von Stadtzentrum, Arbeitsplätzen und grundlegender Infrastruktur. Anrainer kritisieren den Umsiedlungsprozess als wenig transparent. Batista: "Es gibt keine Perfektion. Wir versuchen immer, die Abläufe zu verbessern. Aber es gab keinen schwerwiegenden Fehler." (APA, 26.2.2014)