Innsbruck - "Schwester" statt "Schweschter", "is" statt "isch": Junge Innsbrucker sprechen tendenziell anders als ihre Eltern. Zu diesem Schluss kommt die Sprachwissenschafterin Irina Windhaber, die sich in ihrer Diplomarbeit mit der Innsbrucker Jugendsprache befasst hatte und nun in ihrem aktuellen Dissertationsprojekt den Generationenvergleich angeht. Das Fazit: Es findet ein Sprachwandel statt.

Windhaber spricht von Regionalisierung und Standardisierung: Beeinflusst von Zentren wie Wien und München sowie dem Sprachgebrauch im Fernsehen schleifen sich lokale Besonderheiten ab. Immer häufiger würden Jugendliche in Tirols Landeshauptstadt sprachliche Formen des Standarddeutschen verwenden, ältere Varianten würden bei ihnen allmählich in Vergessenheit geraten.

"Vor allem das Wort 'ist' ist stark betroffen", so die Wissenschafterin vom Institut für Sprachen und Literatur der Uni Innsbruck. Würden Erwachsene tendenziell etwa noch "Mei Schweschter isch krank" sagen, würden Jugendliche diesen Satz eher so aussprechen: "Mei Schwester is krank."

Mundarten auf dem Rückzug

Regionalisierung sieht Windhaber als eine Strömung, die bereits in ganz Europa zu erkennen sei. Mundarten würden generell zurückgehen und sich auszuwaschen beginnen. Sprachliche Merkmale, die in größeren Regionen vorkommen, würden dabei in kleinere Dialektgemeinschaften übernommen.

Die Sprachwissenschafterin betont, dass ihre aktuelle Arbeit ausschließlich auf den Innsbrucker Dialektraum bezogen sei. In anderen Teilen Tirols könne die Situation noch ganz anders sein, erklärte sie im Magazin "Wissenswert" der Uni Innsbruck. Allerdings würden einige beobachtete Tendenzen darauf hinweisen, dass sich auch in anderen Regionen die lokalen Mundarten zu vermischen beginnen. (red, derStandard.at, 26.2.2014)