Android, iOS und dann lange nichts. So präsentiert sich derzeit der Markt für Smartphone-Betriebssysteme. Googles Android hatte 2013 mit knapp 79 Prozent Anteil den Markt fest im Griff. Apples iOS folgte laut Zahlen von Marktforschern IDC weit abgeschlagen mit etwa 15 Prozent. Die Nummer drei und vier am Markt finden noch sehr viel weniger Verbreitung. Windows Phone wächst von allen mobilen Betriebssystemen zwar am schnellsten, mit 3,3 Prozent hat Microsofts Smartphone-Betriebssystem jedoch noch wenig Relevanz am Markt. Der einstige Smartphone-Vorreiter Blackberry spielt mit weniger als zwei Prozent bestenfalls noch eine Nischenrolle.

In diesem schwierigen Umfeld versuchen vier neue Betriebssysteme Fuß zu fassen: Firefox OS von Mozilla, Sailfish OS vom finnischen Start-up Jolla, Tizen rund um Samsung und Intel sowie Ubuntu Touch vom gleichnamigen Linux-Entwickler.

Firefox OS

Die Mozilla Foundation visiert mit ihrem System vor allem günstige Smartphones an. Das Unternehmen, das auch den Firefox-Browser entwickelt, hat bereits breite Unterstützung von mehreren Herstellern und Mobilfunkern wie der Deutschen Telekom und der spanischen Telefónica gefunden. Vor allem in Schwellenmärkten will man mit Firefox OS eine noch günstigere Alternative zu Android aufbauen. Marktforscher prognostizieren dem Betriebssystem ein rasches Wachstum.

Apps für Firefox OS können ausschließlich mit standardisierten Webtechnologien wie HTML5 und CSS umgesetzt werden, was Entwicklern größtmögliche Offenheit und Kompatibilität für die Umsetzung ihrer Programme bieten soll. Das System ist auch darauf ausgerichtet, auf Geräten mit sehr schwacher und dadurch besonders günstiger Hardware zu laufen. . Mozilla plant etwa ein Modell um 25 US-Dollar

Erste Handys sind bereits in 15 Märkten erhältlich. Auf dem Mobile World Congress Ende Februar in Barcelona haben ZTE und Alcatel mehrere neue Smartphones sowie ein Tablet angekündigt.

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Jolla Sailfish OS

In Sailfish OS lebt das Erbe des Nokia-Betriebsystems Meego weiter, dessen Entwicklung 2011 eingestellt worden war. Hinter dem Entwickler Jolla stehen mehrere ehemalige Mitarbeiter von Nokia. Mit dem Betriebssystem will man sich deutlich von Android, iOS und Windows Phone abheben. So wird Sailfish OS ausschließlich über den Touchscreen bedient, wobei selbst hier auf virtuelle Tasten verzichtet wird. Die Bedienung erfolgt etwas gewöhnungsbedürftig hauptsächlich über Wischgesten.

Seit November 2013 bieten die Finnen das Jollaphone als erstes Vorzeigegerät an, das der WebStandard bereits testen konnte. Um Kunden einen Anreiz zum Umstieg auf das junge, unbekannte Betriebssystem zu bieten, laufen seit einiger Zeit auch Android-Apps ohne weitere Anpassung durch die Entwickler auf Sailfish OS

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Ubuntu Touch

Ebenfalls im Jahr 2011 hatte Mark Shuttleworth, Begründer der Linux-Distribution Ubuntu, angekündigt, dass das freie System auch als mobile Version für Smartphones und Tablets entwickelt werden soll. Die Präsentation von Ubuntu Touch folgte im Jänner 2013. Wie Sailfish OS wird das Betriebssystem weitgehend über Wischgesten bedient. Ubuntu Touch unterstützt zahlreiche bestehende Geräte und kann etwa auf aktuellen Google-Nexus-Modellen und Android-Smartphones von LG, Motorola und Sony installiert werden.

Eigene Smartphones mit Ubuntu Touch sind allerdings noch nicht am Markt verfügbar. Bisher wurde das System in der Öffentlichkeit nur auf vorhandenen Android-Smartphones demonstriert. Eine über die Finanzierungsplattform Indiegogo gestartete Kampagne für die Produktion des Smartphones Ubuntu Edge bewies zwar großes Nutzerinteresse an dem System. Letztendlich war man jedoch an dem ehrgeizigen Vorhaben gescheitert, mittels Crowdfunding 32 Millionen US-Dollar einzusammeln.

Die ersten Ubuntu-Touch-Handys sollen nun unter anderem vom chinesischen Hersteller Meizu und der spanischen Firma BQ noch im Laufe des Jahres auf den Markt kommen.

 

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Tizen

Auch Tizen wurde 2011 von der Linux Foundation ins Leben gerufen und führt Bestandteile von den mobilen Linux-Systemen Meego, Limo und Bada fort. Entwickelt wird es von Samsung und Intel. Das System kann stark angepasst werden und soll neben Smartphones auf einer Vielzahl von Geräten von Smartwatches über In-Car-Systeme bis zu Fernsehern laufen. Wie Firefox OS setzt es auf HTML5-Apps.

Bisher wurden noch keine Smartphones mit Tizen angekündigt. Samsung hatte auf der Mobilfunkmesse allerdings neue Galaxy-Gear-Smartwatches vorgestellt, die das System anstatt Android nutzen. Erste Smartphones werden im Laufe des Jahres erwartet.(Birgit Riegler, derStandard.at, 17.3.2014)

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