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"Pfiat euch, es war uns eine Freude": Die "Kärntner Tageszeitung" wird eingestellt, am Freitag erschien die letzte Ausgabe.

Foto: APA-FOTO: GERT EGGENBERGER

Klagenfurt/Wien - Freitag erscheint die letzte "Kärntner Tageszeitung". Der Masseverwalter hat die Schließung beantragt: Die Weiterführung koste weit mehr als die vorhandenen Mittel. Österreich verliert eine von 15 reinen Kauftageszeitungen.

"Es wird ein Abschied hoch erhobenen Hauptes", sagte Chefredakteurin Claudia Grabner am Donnerstag - "auch mit einem lachenden Auge." Denn: "Wir sind voller Stolz auf unsere Leitung."

Zum Abschied aus der Zeitungswelt erhöht die Kärntner Tageszeitung ihren Umfang von 64 auf 80 Seiten, die ersten 18 widmet sie ihrem eigenen Ende.

"Pfiat Euch, es war uns eine Freude"

"Pfiat Euch, es war uns eine Freude" war in großen Lettern auf dem Mantelumschlag der allerletzten Ausgabe des Blattes zu lesen. Der frühere Chefredakteur Ralf Mosser warf einen Blick zurück auf das Jahr 1987, als er im Sportressort der Zeitung anfing und beschwor noch einmal den "KTZ-Geist, den man nicht erklären kann"und der "ganz tief drinnen im Herzen" weiter leben wird.

Lokalredakteurin Susanne Stirn bekannte sich dazu, auch künftig "in aller Früh die Konkurrenz auf gute Geschichten" zu durchsuchen, auch wenn "mir morgen das Herz brechen wird, zu wissen, dass es Geschichten gibt, die in meiner Zeitung nicht mehr erscheinen werden". Gerichtsreporter Markus Vouk konstatierte: "Die Loyalität der KTZ-Mitarbeiter wurde in den vergangenen Monaten schamlos ausgenutzt, Versprechen wurden nicht gehalten, unsere Löhne wurden nicht ausgezahlt", um dann eine "letzte Bitte" an die Justiz zu richten: "Schaut euch die Machenschaften der vergangenen Monate an und deckt auf, von wem die KTZ zu Grabe getragen wurde." Weitere Abschiedsworte kamen von Lesern, Kollegen, früheren Mitarbeitern und Personen des öffentlichen Lebens in Kärnten.

Verfahren gegen Betreiber

Das Ende der KTZ gestaltete sich mediengerecht schlagzeilenträchtig - aber eben nicht dem eigenen Medium gerecht. Die Parteizeitung, 1945 als "Neue Zeit" gegründet, war die vorletzte ihrer Art, als sich die SPÖ 2010 ganz von ihr verabschiedete. Und bald auch die "Krone"/"Kurier"-Tochter Mediaprint, die über Jahre die Geschäfte auch der "Kärntner Tageszeitung" für die Kärntner Sozialdemokraten führte.

Die Kärntner Werbe- und Immobilienunternehmer Hannes und Hansjörg Berger übernahmen die Mehrheit - und sich womöglich ein wenig mit einer Tageszeitung im Schatten des Regionalriesen "Kleine Zeitung" der Styria Media Group und der "Kronen Zeitung".

Fast die Hälfte der Kärntnerinnen und Kärntner greift heute täglich zur Kleinen. 44,2 Prozent zur Krone. Die KTZ schien zuletzt 2011 in der Media-Analyse auf. 8,6 Prozent hatte sie damals in Kärnten, 41.000 Leser. Noch 2006 kam sie auf 15 Prozent. 1988, als Krone und Kurier die Mediaprint gründeten, schaffte sie in Kärnten noch 26,8 Prozent Reichweite.

2012 war die Kärntner Tageszeitung mit einem ersten Konkursantrag der Gebietskrankenkasse konfrontiert. Damals waren 170.000 Euro ausständig.

Kooperationspartner

Berger fand in Dietmar Wassermann einen "Kooperationspartner", einen Kärntner Unternehmer mit vielerlei Betätigungsfeldern von Bau bis zum verzweigten Handel mit Abonnements in Deutschland. Der Konkurs der KTZ wurde abgewendet, wenig später ging der Schwesterverlag der Kärntner Bezirksjournale ins erste von zwei rasch aufeinanderfolgenden Konkursverfahren.

Wassermann übernahm die Mehrheit an der Kärntner Tageszeitung, im Firmenbuch steht eine Gesellschaft seines Sohnes als Eigentümer. Wassermann versuchte, Berger aus dem Unternehmen zu drängen, der antwortete mit einem Insolvenzantrag.

2012 schrieb der Verlag der KTZ 2,8 Millionen Euro Bilanzverlust. Sie erhielt pro Jahr eine Million Euro Presseförderung, zuletzt 2013. Um jedenfalls diese Mittel könnten die elf Millionen Bundespresseförderung gekürzt werden.

Eigentümer Wassermann tauchte vor wenigen Wochen unter, als das Oberlandesgericht Graz seine Auslieferung nach Deutschland bestätigte, wo er nach eigenen Angaben früher zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Mit elf anderen Beschuldigten werfen ihm deutsche Behörden Steuerbetrug über mehrere Millionen Euro vor - was Wassermann stets dementierte.

Insolvenzantrag

Die Gebietskrankenkasse stellte schon im Jänner 2014 einen weiteren Insolvenzantrag; Raten und Beiträge über 150.000 bis 200.000 Euro waren da ausständig, ebenso Gehälter der noch rund 30 Mitarbeiter. Donnerstagabend füllten sie die Formulare für ihre Ansprüche im Insolvenzverfahren aus.

Die "Kleine Zeitung" wollte sich den geschätzt rund 15.000 Abonnenten nach der Einstellung als Alternative anbieten. KTZ-Vertriebspartner Mediaprint hätte sogar die Adressen - wie einst beim Ende der Arbeiter-Zeitung AZ.

Die Nachrichtenagentur APA verliert einen Genossenschafter - die KTZ hielt unter einem Prozent der Anteile. (red, APA, DER STANDARD, 28.2.2014, online ergänzt)