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Abklatschen der Real-Preziosen: Gareth Bale und Cristiano Ronaldo verstanden einander AufSchalke blendend.

Foto: REUTERS/Ralph Orlowski

Gelsenkirchen - Nach dem historischen Watschentanz, nach Schalkes höchster Europacup-Niederlage aller bisherigen Zeiten, nach dem 1:6 gegen Real Madrid, tat Relativierung not. Also relativierte Horst Heldt, der Sportvorstand der Königsblauen. Weniger die Leistung der eigenen Mannschaft als die Leistung der königlichen. "Die haben 500 Millionen Euro Verbindlichkeiten und kaufen munter für 100 Millionen ein. Ich weiß nicht, wie die das machen. Darüber höre ich wenig Kritik", klagte der 44-jährige Ex-Profi. Natürlich wirkte das ein wenig humorlos, schließlich muss er sich dessen schon bewusst gewesen sein, als das Achtelfinallos Real AufSchalke noch als Traum galt, so unmittelbar nach dem Einzug aller vier deutschen Mannschaften in die K.-o.-Phase der Königsklasse, eine Leistung, die Heldt damals, vor Weihnachten, bewiesen hatte, "wie stark und intensiv die Bundesliga ist".

Einen weiteren diesbezüglichen Beweis könnte Schalke am Samstag beim Gastspiel gegen die Bayern ereilen. "Die sind noch besser", sagte Heldt. Dennoch fahre man nicht nach München, "um Schadensbegrenzung zu betreiben. Wir werden keinen Riegel-Rudi am 16er aufbauen."

Fuchs' Vergnügen

Coach Jens Keller wird aber auch nicht die vermeintlich beste Mannschaft aufbieten, denn neben den Seelen sind manche Knochen und Muskel nicht völlig heil aus dem Duell mit Real hervorgegangen. Mehrere Spieler fallen verletzt aus, "Das kommt noch dazu zu diesem Scheißspiel", sagte Keller. Immerhin könnte das bedeuten, dass Österreichs Teamkapitän Christian Fuchs das Vergnügen eines Einsatzes gegen Bayern von Beginn an zuteil wird.

Gegen Real litt der 27-Jährige nur die letzte Viertelstunde auf dem Platz mit. Im Eishockey käme Fuchs also auf eine ausgeglichene Einsatzstatistik - Anwesenheit bei je einem bekommenen und einem erzielten Tor, wobei der Pluspunkt dem vielleicht schönsten Treffer des Abends entsprang. Klaas-Jan Huntelaar nagelte in der Nachspielzeit einen Volley ins Kreuzeck, "um die Wut rauszuschießen". Danach bewies der niederländische Torjäger Humor. "Das heißt, wir müssen jetzt 6:0 in Madrid gewinnen."

Die Sturmkollegen von Real, am Mittwochabend je zweimal erfolgreich, wurden dementsprechend gefeiert, allen voran Cristiano Ronaldo nach seinen Bewerbstreffern zehn und elf. "Wir Stürmer haben nur unseren Job erledigt", wies der Weltfußballer alle Ehrenbezeugungen auch für Karim Benzema und Gareth Bale zurück.

Nach der laut Coach Carlo Ancelotti "perfekten Nacht" wartet auf die Madrider das Stadtderby bei Atletico. Mit einem Sieg im Derbi madrileño am Sonntag, dem 86. im 153. Ligaversuch (32 Remis), könnte sich Real um sechs Punkte von Atletico absetzen und aus dem Dreikampf an der Spitze den alten Zweikampf mit dem drei Zähler zurückliegenden Meister FC Barcelona machen. Erstes Saisonziel ist aber der zehnte Gewinn des Meistercups bzw. der Champions League. Schalke war auf diesem Weg kein Hindernis. (sid, lü, DER STANDARD, 28.2.2014)