Tokio - Die Japaner kurbeln mit Hamsterkäufen vor der Mehrwertsteuererhöhung im April die Wirtschaft noch einmal an. Einzelhandelsumsatz und Industrieproduktion legten im Januar stärker zu als erwartet - und Experten rechnen auch für die kommenden Monate mit Zuwächsen. Viele Verbraucher ziehen die Einkäufe von Kleidung, Autos und Elektrogeräten vor, um noch von niedrigen Steuern zu profitieren.

Der Einzelhandelsumsatz stieg im Januar mit 4,4 Prozent stärker als erwartet. Fachleute befürchten aber einen Dämpfer, sobald die höheren Steuern fällig werden. "Ich bin nicht zuversichtlich, was die Zeit danach angeht", sagte Norio Miyagawa von Mizuho Securities Research & Consulting. "Die Verbraucher werden nicht mehr so viel ausgeben. Beim Export gibt es viele Unsicherheiten." Die Regierung in Tokio erhöht die Mehrwertsteuer von fünf auf acht Prozent, um die ausufernde Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen.

Einbrechen des Konsums

Analysten gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Japan im Frühjahrsquartal schrumpft, weil der private Konsum einbricht, bevor sie dann ab Juli wieder zulegt. Japan ist mit deutlich mehr als dem Doppelten seiner Wirtschaftsleistung verschuldet und damit so stark wie kein anderes Industrieland. Die Bank von Japan hat bereits signalisiert, im Notfall weiteres Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Sie will mit ihrer ultralockeren Geldpolitik das Land aus der seit Jahrzehnten lähmenden Deflation holen und strebt bis Anfang 2015 eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Derzeit liegt dieser Wert bei 1,3 Prozent - damit ist die Inflation so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Zugleich steigerte die Industrie zum Jahresauftakt wegen der hohen Nachfrage aus dem Inland ihre Produktion um vier Prozent und damit so stark wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Der Branchenverband sagte auch für den Februar ein Plus voraus. "Es zeigen sich ganz klar Effekte vorgezogener Käufe wegen der Mehrwertsteuererhöhung", sagte ein Vertreter des Handelsministeriums. Viele Firmen produzierten deswegen auf Vorrat.

Schon für März rechnen die Unternehmen wieder mit einem Dämpfer. Dabei spielen auch Sorgen eine Rolle, dass die Exportwirtschaft unter den jüngsten Turbulenzen in Schwellenländern leiden könnte. Japans Industrie verdient derzeit zwar dank des schwachen Yen prächtig, weil sie ihre Produkte profitabler im Ausland verkaufen kann. Ein regelrechter Exportboom, der sich auch in höheren Stückzahlen messen lässt, blieb dagegen bislang aus. (Reuters, 28.2.2014)