Wien – "Europa anders", die Wahlplattform, auf der sich KPÖ, Piratenpartei und "Der Wandel" für die EU-Wahl zusammengetan haben, hat nun auch einen Spitzenkandidaten. Martin Ehrenhauser, 2009 als Ex-Büroleiter von Hans-Peter Martin für die Liste Martin ins EU-Parlament gekommen, will diesmal "anders" nach Europa. Er wurde von der Dreierplattform als Nummer eins bestätigt. Seit 2011 war der Betriebswirt und Politikwissenschafter parteifreier Europa-Mandatar. Seine Unterschrift könnte "Europa anders" das Sammeln von 2600 Unterstützungserklärungen für einen Antritt bei der EU-Wahl ersparen, dennoch wollen sie sammeln. Damit stehen drei Monate vor der Wahl am 25. Mai die Spitzenkandidaten von sieben Parteien fest.

Die Spitzenkandidaten im Überblick

1) Kandidatur abhängig von ausreichend Unterstützungserklärungen

FPÖ setzt auf Doppelspitze

Die sieben fix antretenden Fraktionen schicken acht Spitzenkandidaten ins Rennen, denn die FPÖ setzt auf eine "Doppelspitze" aus dem EU-Mandatar Andreas Mölzer und FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, im Zivilberuf "akademisch geprüfter PR-Berater".

Zwei der "Fixen" – Grüne und Neos – werden von Frauen angeführt: Die Englisch- und Spanisch-Dolmetscherin Ulrike Lunacek ist bereits zum zweiten Mal auf dem grünen Listenplatz eins, für Juristin Angelika Mlinar wäre es, so es die Neos nach Brüssel bzw. Straßburg schaffen, ein schneller Wechsel, denn die Ex-LIF-Chefin ist erst seit Herbst 2013 im Nationalrat. Das EU-Parlament kennt sie aber, 1997 war sie Assistentin des EU-Abgeordneten Friedhelm Frischenschlager.

Mlinar wäre wie Vilimsky eine der "Neuen" im EU-Parlament. Zu ihnen zählt auch Ex-ORF-Moderator Eugen Freund, den die SPÖ als Spitzenmann rekrutiert hat, und der einen etwas holprigen Start in die Politik hingelegt hatte.

ÖVP setzt auf EU-Langzeitpolitiker

Die ÖVP setzt auf einen EU-Langzeitpolitiker. Delegationsleiter Othmar Karas, ein Politikwissenschaftler, ist seit bald 15 Jahren im EU-Parlament aktiv. Hinter ihm gab es, anders als in der SPÖ, intern ein rechtes Gerangel um die besten Plätze, zumal mit Verlusten zu rechnen ist. Länder, geografische "Achsen" und Bünde waren zu bedienen – und Karas soll recht unverhohlen damit gedroht haben, notfalls eben mit einer eigenen Liste ins Rennen zu gehen.

Notgedrungen mit eigener Liste, weil aus dem BZÖ ausgeschlossen, tritt Ewald Stadler an – für die "Reformkonservativen" (Rekos). Er hatte das Mandat bekommen, das dem BZÖ 2011 durch den Lissabon-Vertrag doch noch zufiel.

BZÖ hofft auf Haider-Quercia

Das 2013 bei der Nationalratswahl aus dem Parlament geflogene BZÖ muss auf die Zugkraft von Bündnisgründertochter Ulrike Haider-Quercia hoffen und noch 2600 Unterstützer finden, um auf dem Wahlzettel zu stehen. 1995 konnte die Juristin als Praktikantin bei der damaligen FPÖ-Abgeordneten Susanne Riess-Passer bereits EU-Luft schnuppern.

Ebenfalls noch auf Unterschriftenfang gehen muss "EU-Stop", zu dem sich die christlich orientierte Partei NFÖ (Neutrale Freie Österreich) des ehemaligen HTL-Lehrers Rudolf Pomaroli und die "EU-Austrittspartei" von Robert Marschall, dem Herausgeber des Stadtmagazins Wien-konkret, zusammengeschlossen haben.

Hans-Peter Martin und das Team Stronach haben noch nicht bekanntgegeben, ob sie am 25. Mai antreten. (nim; APA, DER STANDARD, 3.3.2014)