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Foto: dpa/Caroline Seidel

Es soll Leute geben, die der Tatsache des Montagmorgens nur dank der Aussicht auf die Mittagspause ins Auge sehen können: Was geben wir uns heute?

Bei näherer Betrachtung mag die Wahl zwischen Schnitzel und Wurstknödel, Backhendl und Schinkenfleckerl aber als Luxusproblem erscheinen. Anderen wird die Vorfreude auf das mittägliche Aufspannen der Leibesmitte schon auf dem Weg in die Arbeit verleidet.

Im Guardian erfährt man etwa von der misslichen Lage der Bürger von Sudbury, das noch über mehrere Fleischhauereien verfügt. Als Wiener mag man davon nur träumen - offenbar aber bringt das auch Probleme mit sich: In Sudbury wurde eine Petition aufgelegt, die den Fleischern verbieten soll, ihre Ware in der Auslage zu präsentieren. Der Anblick großer Stücke Fleisches, womöglich gar eines Schweinskopfs, sei in hohem Maße geeignet, Passanten den Appetit zu verderben.

Die Fleischer wundern sich, wie der Anblick dessen, was einen zu Mittag mit Daseinsfreude erfüllen wird, morgens plötzlich ein Problem sein solle. Vielleicht, weil der Mensch vom Tod als Voraussetzung der Freuden des Fleisches nichts mehr wissen will.

Vielleicht aber auch, weil der morgendliche Blick in den Badezimmerspiegel schon Ernüchterung genug in sich birgt und jener in die fleischhauerliche Auslage als Bestätigung einer alten Weisheit schlicht "too much" wäre. Die da lautet: Du bist, was du isst. (corti, DER STANDARD, 3.3.2014)