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Rechts die Richter des IGH, links die Delegationen Kroatiens (im Vordergrund) und Serbiens.

Foto: AP/Jiri Buller

Den Haag/Zagreb/Belgrad - Fast 20 Jahre nach Ende des blutigen Konflikts im ehemaligen Jugoslawien 1991-95 rollen Kroatien und Serbien die jüngste Vergangenheit wieder auf. "Es scheint, dass die einzige Möglichkeit, dass Kroatien zu seinem Recht kommt, die ist, vor diesem Gericht zu erscheinen," sagte die kroatische Juristin Vesna Crnic-Grotic am Montag vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag.

Crnic-Grotic, die das kroatische Juristenteam in der Genozid-Klage gegen Serbien anführt, verwies darauf, dass Serbiens Politik und Justiz es in der Vergangenheit verabsäumt hätten, Kriegsverbrechen zu verfolgen. Das habe verhindert, dass Kroatien und Serbien die Klagen zurückzogen und den Konflikt im Dialog lösten, so die Juristin.

Das nunmehrige EU-Mitglied will den Genozid, für den Serbiens Führung mit Slobodan Milosevic an der Spitze verantwortlich gemacht wird, anhand von Kriegshandlungen der jugoslawischen Volksarmee JNA und Paramilitärs in Vukovar sowie den Gebieten Ost- und West-Slawonien, Banovina, Kordun, Lika und Dalmatien beweisen.

Video von Vukovar gezeigt

So wurde ein Video vom komplett zerstörten Vukovar im Verhandlungssaal gezeigt. Die kroatische Seite führte auch Beispiele von Hassreden an, mit der die serbische Seite schon vor dem Krieg eine anti-kroatische Stimmung erzeugt und den serbischen Nationalismus gestärkt hatte.

Am Montag begann die Anhörungen zu den Genozid-Klagen Serbiens und Kroatiens, die bis 1. April dauern soll. Diese Woche trägt das kroatische Team seine Argumente vor. Kroatien fordert von Serbien Entschädigung für die Opfer und für zerstörtes Eigentum.

Aussagen von Zeugen und Sachverständigen unterliegen laut Anordnung des Gerichts strenger Geheimhaltung und werden erst am 1. April veröffentlicht.

Kroatien hatte die Klage wegen Völkermords gegen Serbien, damals die Bundesrepublik Jugoslawien, 1999 eingereicht. Serbien reagierte 2010 mit einer Gegenklage. (APA, 3.3.2014)