Wien - In Europa verlieren jährlich 80.000 Patienten ein Bein, rund 70 Prozent dieser Fälle werden durch Durchblutungsstörungen oder schlecht heilende Beinwunden (Ulcus cruris venosum, Anm.Red.), verursacht. 

Besonders betroffen von diesen Substanzdefekten sind Diabetes-Patienten, einer Erkrankung von der allein in Österreich 300.000 Menschen betroffen sind. Weltweit betrachtet gehört die Zuckerkrankheit zu den fünf häufigsten Todesursachen. An den Folgen sterben jährlich über drei Millionen Menschen.

Das Problem des Diabetes ist die langfristige Erhöhung des Blutzuckerspiegels, die sich vor allem auf die Blutgefäße und das Nervensystem negativ auswirkt. Verheerend sind auch die damit verbundenen Folgeerkrankungen, wie Schlaganfälle und Herzinfarkte, dialysepflichtige Niereninsuffizienz, Erblindung, und Fußgeschwüre aufgrund Mangeldurchblutung bis hin zur Beinamputation.

Schlechte Wundheilung

Gefäßverengungen und eine peripheren Nervenschäden führen dazu, dass Patienten Verletzungen an den Füßen nicht mehr wahrnehmen. Die Wunden heilen aufgrund der schlechten Durchblutung schlecht. "Bei Patienten mit Diabetes und auftretenden Problemen an den Füßen muss sofort reagiert werden, um letztendlich eine Amputation zu verhindern", sagt Johannes Lammer, Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie an der Medizinischen Universität Wien.

Neben der Beseitigung der Risikofaktoren, sei eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend, so der Experte. In einem nächsten Schritt müsseverhindert werden,  dass sich Wunden infizieren, beziehungsweise bereits entstandene Infektionen müssen antibiotisch behandelt werden.

"Als drittes gilt es zu diagnostizieren, ob eine schwerwiegende Durchblutungsstörung besteht. Dies erfolgt am besten mittels MR- oder CT-Angiographie", sagt Lammer.

Endovaskulär rekanalisieren

Bei bestehender Durchblutungsstörung und nach einer erfolgten MR- oder CT-Angiographie ist die Therapie der ersten Wahl die endovaskuläre Rekanalisation verengte oder verschlossene Beingefäße mittels PTA (perkutane transluminale Angioplastie) oder Stent. Die Gefäßsituation wird also abgeklärt und verschlossene Gefäße mittels PTA oder Stent wieder eröffnet. 

Alternativ wird der Patient chirurgisch therapiert. Hier dienen noch vorhandene gute zur Überbrückung im Verschlussbereich. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt und stellt für den Patienten im Vergleich zur minimal-invasiven Angioplastie eine größere Belastung dar. 

Weitere Innovationen

Die Technik der Wiederöffnung von verschlossenen oder verengten Gefäßen mittels interventioneller Radiologie hat sich über die letzten Jahre permanent verbessert, weitere Innovationen stehen derzeit auf dem Prüfstand. So wurde der positive Einfluss von Drug Eluting-Stents, welche nach ihrer Einsetzung noch zusätzlich Medikamente direkt an den betroffenen Stellen abgeben, in mehreren Studien nachgewiesen. Zurzeit ist der positive Einfluss von Drug Eluting-Balloons in Abklärung, welche Medikamente direkt an die Gefäßengstelle transportieren, danach aber wieder vollständig entfernt werden, sodass kein Fremdkörper zurück bleibt.

Für die Verfügbarkeit dieser Behandlungen ist in Österreich laut Lammer jedenfalls gesorgt: "An allen österreichischen Schwerpunktkrankenhäusern gibt es interventionelle Radiologen, die speziell ausgebildet sind und Erfahrung haben in der Behandlung von Gefäßverengungen und Verschlüssen bei diabetischen Patienten". (red, derStandard.at, 3.3.2014)