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Andrä Rupprechter bleibt dabei, er fordert Adoptionsrechte für Homosexuelle: "Ich bin nicht bereit, diese Menschen auszugrenzen."

Foto: APA/Pfarrhofer

Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat seinen Vorstoß für ein Adoptionsrecht für Homosexuelle verteidigt. Am Rande des EU-Umweltministerrats in Brüssel am Montag sagte Rupprechter, er sei "nicht bereit, diese Menschen auszugrenzen". Es sollte einen "offenen Zugang" in dieser Frage geben. Er sei jedenfalls "gegen eine Diskussionsverweigerung".

"Homosexuelle Menschen, die ich sehr lieb habe"

Angesprochen auf innerparteiliche Kritik an seinen Aussagen meinte Rupprechter: "Ich habe das nicht so empfunden, als ob mir jemand ins Gesicht gefahren ist. Zumindest habe ich keine Spuren." Auf der anderen Seite sei dies keine Forderung von ihm. Er habe lediglich eine Frage eines Interviewers beantwortet. "Man hat mich vielleicht in eine falsche Schublade eingereiht. Man soll mit dem Schubladisieren aufpassen." Er akzeptiere gleichzeitig die ÖVP-Parteilinie.

Für manche sei es "vielleicht überraschend, dass ich mich in dieser Frage so geäußert habe". In seinem familiären und persönlichen Umfeld "gibt es nicht wenige homosexuelle Menschen, die ich kenne und sehr lieb habe. Ich bin nicht bereit, diese außen vor zu lassen oder auszugrenzen."

Man müsse "diese Menschen annehmen und akzeptieren. Da geht es nicht um Toleranz, sondern um Akzeptanz." Er kenne homosexuelle Partnerschaften seit vielen Jahren, "wo sich Kinder wohlfühlen".

"Stelle mich der Diskussion"

"Ich stelle mich auch der Diskussion und trete dafür ein, diese offen anzugehen und nicht mit Dialog- und Diskussionsverweigerung zu operieren, sondern offen hineinzugehen. Ich habe auch entsprechend positive Reaktionen bekommen." Seinen Kritikern, die meinten, dass "das nicht mit meinen christlichen Wurzeln vereinbar" sei, empfahl er, "nachzulesen, was unsere oberste Autorität auf der Erde, in meiner Glaubensgemeinschaft Papst Franziskus, zur Frage der Homosexualität sagt: Wer bin ich, dass ich darüber urteile. Und wenn der Heilige Vater das sagt, gilt das für mich", so Rupprechter.

Katholische Verbände äußern "wenig Verständnis und große Bedenken"

Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände (AKV) hat am Montag mit "wenig Verständnis und großen Bedenken" auf die Aussagen von Agrarminister Andrä Rupprechter (ÖVP) über ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare reagiert. Für das Aufwachsen von Kindern seien sowohl männliche als auch weibliche Rollenvorbilder wichtig, hieß es in einer Aussendung des AKV.

Rupprechter hatte sich im STANDARD-Interview am Wochenende für ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben sowie für eine diesbezügliche Debatte in der ÖVP ausgesprochen. AKV-Präsident Helmut Kukacka hat dafür kein Verständnis und sieht "keine gesellschaftliche Notwendigkeit" für Adoptionen durch homosexuelle Paare, denn es gebe "mehr als genug Ehepaare und dauerhafte heterosexuelle Lebensgemeinschaften", die oft vergeblich auf Adoptionskinder hoffen.

Der frühere ÖVP-Staatssekretär Kukacka ist auch der Meinung, der Minister habe mit seiner "privaten Meinung" seiner Partei keinen guten Dienst erwiesen: "Denn solche Äußerungen führen nur zu einer weiteren Irritation über die grundlegende gesellschaftspolitische Orientierung der ÖVP."

Grüne erfreut

Die Grünen haben sich am Montag über den Vorstoß von Agrarminister Andrä Rupprechters, homosexuellen Paaren Adoptionen zu ermöglichen, erfreut gezeigt. Kritik an den Aussagen des Ministers übte hingegen die FPÖ in einer Aussendung. Auch die SPÖ-Frauen werteten es positiv, dass Rupprechter die Diskussion in der ÖVP vorantreibt.

"Dieser Vorstoß zeigt einmal mehr, dass auch die ÖVP die Zeichen der Zeit nicht mehr übersehen kann", stellte Marco Schreuder, Bundessprecher der Grünen Andersrum, fest. Für die Reaktion von ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel, der sogleich erklärt hatte, die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare sei für die Partei "kein Thema", hat Schreuder "kein Verständnis": "Die Frage der Gleichstellung ist natürlich ein Thema, egal ob die ÖVP das will oder nicht."

FPÖ: "Einfach unfassbar"

Für die FPÖ hingegen ist Rupprechters Aussage "einfach unfassbar". Dabei handle es sich um eine "Forderung, die für die FPÖ niemals zur Debatte stehen darf". Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller erklärte, der Landwirtschaftsminister solle sich "lieber darum kümmern, dass es den Bienen gut geht". (APA, 3.3.2014)