Wien – Das DÖW, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, bekommt eine neue wissenschaftliche Leitung. Der 56-jährige Historiker Gerhard Baumgartner folgt in dieser Funktion Brigitte Bailer nach, die sich im April in den Ruhestand verabschiedet. Baumgartner, der sich als Mitglied der Historikerkommission mit sogenannten Arisierungen und Restitutionen beschäftigte, hat sich vor allem einen Namen gemacht in der Aufarbeitung der Geschichte von Roma und Sinti.

Zuletzt war der gebürtige Burgenländer tätig als Lehrbeauftragter der Fachhochschule in Graz, wo er schwerpunktmäßig mit Ausstellungs- und Informationsdesign befasst war. Das dürfte dann für den Stiftungsrat des DÖW wohl auch den Ausschlag gegeben haben. Denn Baumgartners Bewerbung zielte vor allem darauf ab, den Archivbestand des DÖW auf eine zeitgemäße – er nennt es "proaktive" – Vermittlungsebene zu heben. "Wir müssen unseren reichen Bestand offensiver vermarkten." Mit 7:3 Stimmen hat sich der Stiftungsrat davon überzeugen lassen.

Das DÖW, eines der großen wissenschaftlichen Archive des Bundes, beschäftigt 22 Mitarbeiter, die sich schwerpunktmäßig mit der Zwischenkriegszeit, dem NS-Terror, aber auch der Besatzungszeit und den den österreichischen Stalin-Opfern beschäftigen.

Diesen Mitarbeitern wird die Arbeit nicht ausgehen, davon ist der neue Chef überzeugt. Die Öffnung der Archive in Osteuropa, vor allem aber auch die Digitalisierung von Archiven in aller Welt würden ganz neue Zugänge eröffnen. Unlängst erst, erzählt Baumgartner dem STANDARD, habe er durch ein schwedisches Archiv digitalisierte Filminterviews gefunden, in denen Überlebende des burgenländischen Roma-KZ Lackenbach sprachen.

"Inhaltlich möchte ich denn auch die Arbeit vor allem in dieser Richtung zuspitzen: Fotos und Filmaufnahmen als historische Quellen." (wei, DER STANDARD, 3.3.2014)