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Die Linzer Eisenbahnbrücke von Hofschlosser Anton Biro ist stark verrostet und laut SPÖ nicht sanierbar.

Foto: APA/HIRHAGER Peter

Linz - Eigentlich wäre alles geklärt: Die marode Eisenbahnbrücke in Linz wird geschleift, für die neue "ist der Architektenwettbewerb in Vorbereitung", erklärt die zuständige Stadträtin Karin Hörzing (SPÖ). Doch politisch ist der Abriss der historischen Brücke alles andere als abgemacht.

Die ÖVP will das 114 Jahre alte "Baujuwel", eine genietete Eisenfachwerkkonstruktion von Hofschlosser Anton Biro, sanieren lassen und glaubt die Mehrheit der Linzer hinter sich. Deshalb wird sie im Gemeinderat diesen Donnerstag einen Antrag auf eine Volksbefragung einbringen. Auch FPÖ und Grüne möchten die Bürger entscheiden lassen. Dennoch, eine Mehrheit wird sich nicht finden lassen, jede Fraktion will vom Volk etwas anderes abstimmen lassen.Seit vorigem Jahr steht fest, dass die stark verrostete Brücke nicht mehr lange verkehrstüchtig sein wird. Eine Generalsanierung käme auf geschätzte 40 Millionen Euro, was die ÖBB als Eigentümerin jedoch nicht bereit war zu zahlen. Daher stellte sie einen Antrag, die Brücke aus dem Denkmalschutz zu entlassen.

Im Herbst 2013 erließ das zuständige Amt überraschend die "Zerstörungsbewilligung". Denn die Sanierungskosten seien außergewöhnlich hoch, und dann bliebe noch immer ein "Restrisiko" im Hinblick auf die Sicherheit, lautete die Begründung.

Damit schien klar, dass die historische Brücke fallen wird. Die stadteigene Linz AG übernahm diese dann Anfang des Jahres von der ÖBB, und die Vorbereitungen für einen Architektenwettbewerb begannen - ganz zum Ärger der ÖVP, die den Erhalt der Eisenbahnbrücke inklusive Neubaus einer Zusatzbrücke für den Autoverkehr fordert. Klubobfrau Elisabeth Manhal präsentierte deshalb jetzt eine Zwei-Brücken-Lösung, die ihre Partei bei einem Wiener Planungsbüro ausarbeiten ließ (Kosten werden nicht angeführt).

Verschiedene Kostenangaben

Auch der Verein "Rettet die Linzer Eisenbahnbrücke" kämpft seit Monaten für den Fortbestand des "Linzer Ingenieur- und Architekturdenkmals". Mehrere tausend Bürger haben sich dem Verein bereits angeschlossen. Was sie am meisten ärgert: dass die regierende SPÖ eine Sanierung a priori ausschließt und mit falschen Zahlen operiert werde. So sei eine Generalüberholung laut Angebot einer Stahlbaufirma schon für 30 und nicht für 40 Millionen Euro möglich.

Doch bei dem Architekten- und Ingenieurswettbewerb wird nur die Errichtung einer neuen maximal 60 Millionen Euro teuren Donaubrücke ausgelobt. Deshalb hat der Verein seinen Sitz in der Wettbewerbsjury zurückgelegt, ebenso die ÖVP. Mahnal will, dass die Linzer in einer Volksbefragung aus zwei Alternativen auswählen sollen. Zwischen der von der ÖVP favorisierten Zwei-Brücken-Lösung und dem Siegerprojekt aus dem Wettbewerb.

Auch die Grünen möchten die Linzer entscheiden lassen. So soll die Wettbewerbsjury aus den eingereichten Neubauprojekten drei auswählen, anschließend voten die Linzer via Internet für ihr Lieblingsprojekt. Der Antrag für diesen "Pilot der Bürgerbeteiligung" kommt ebenfalls am Donnerstag in den Gemeinderat.

Ganz anderes fordert hingegen die FPÖ. Bevor überhaupt der Wettbewerb gestartet wird, will sie eine Volksbefragung zu folgenden Varianten: Der Renovierung oder dem Abriss der bestehenden Brücke - so lautet der dritte Antrag in der Causa.

"Nicht sanierbar"

Eine Mehrheit wird sich aber für keine der Volksbefragungen finden lassen. Den Vorschlag der Grünen hält Hörzing für "vergabe- und wettbewerbsrechtlich problematisch", wenn nicht die Jury den Sieger bestimmt. Und der ÖVP und FPÖ richtet die Stadträtin aus: "Die Eisenbahnbrücke ist nicht sanierbar. Mit diesem Faktum muss man sich abfinden." (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 4.3.2014)