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Matthew McConaughey, als bester Darsteller Oscar-prämiert.

Foto: APA/EPA/PAUL BUCK

Notorische Nörgler könnten behaupten, dass Matthew McConaughey mit der Rolle des aidskranken Ron Woodruff einen Part verkörpert, der für Preise wie den Oscar prädestiniert sei. Zumal der 44-Jährige in bester Method-Acting-Manier zwanzig Kilo abgespeckt hat, um der Hauptfigur aus Dallas Buyers Club physische Glaubwürdigkeit zu verleihen. Solche sportlichen Leistungen verstellen gerne den Blick auf das eigentliche Kunststück der Anverwandlung.

Beim realen Woodruff wurde 1986 das Virus nachgewiesen, zu einer Zeit, als man die Krankheit in der Öffentlichkeit noch ausschließlich Homosexuellen zuschrieb. McConaughey verkörpert ihn als promiskuösen Hetero und Rodeo-Gockel, der die Diagnose erbost zurückweist. Allmählich verwandelt er sich an der Seite seines/r "Miss Man" Rayon (Jared Leto, auch Oscar-prämiert) zum ausgekochten Geschäftsmann, der eigene Methoden (und Medikamente) findet, um die Krankheit in Zaum zu halten und dabei noch kräftig zu verdienen.

Für den in Texas aufgewachsenen Schauspieler markiert der mit komischer Verve verkörperte Part den Höhepunkt einer außergewöhnlichen professionellen Neuerfindung: 2005 noch vom People Magazine zum Mann mit dem größten Sexappeal gewählt und oft auf entsprechend gut ausgestattete Verführer in romantischen Komödien wie Wedding Planner oder Der Womanizer festgelegt, zählt für McConaughey mittlerweile nur noch die Attraktivität der Rolle.

Mit kleineren Filmen, in denen er Rednecks (Killer Joe), einen Stripper (Magic Mike) oder Aussteiger (Mud) spielt, scheint er seit einiger Zeit sein altes Image regelrecht zu torpedieren: Die Intensität dieser Figuren hat etwas Unberechenbares, Dunkles. In The Wolf of Wall Street gräbt sich McConaughey selbst mit einer Minirolle ins Gedächtnis ein. Gegenwärtig begeistert er auch in der TV-Serie True Detective.

In Interviews erzählt er, dass er nach der Geburt seines ersten Kindes 2009 (mittlerweile sind es deren drei) keine Lust mehr auf einschlägige Angebote hatte: "Ich musste nicht arbeiten. Also dachte ich mir, setz dich in den Schatten und warte darauf, inspiriert zu werden." Zwei Jahre vergingen, bis sich das in der Branche herumsprach. Rückhalt bekam er von seiner Frau, dem brasilianischen Model Camila Alves. Mit dem Oscar hat sich das ökonomische Risiko seiner Verwandlung nun bezahlt gemacht - nun kann Matthew McConaughey endlich spielen, was er will. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 4.3.2014)