Eine internationale Gruppe von Astronomen aus Großbritannien und Chile hat rund um nahe gelegene Rote Zwergsterne acht neue Exoplaneten entdeckt, drei davon liegen in der habitablen Zone ihrer Sternensysteme. Auf der Grundlage dieser Daten lieferten die Forscher unter der Leitung von Mikko Tuomi von der University of Hertfordshire neue Hochrechnungen zur Häufigkeit von kleinen, felsigen Welten in unserer Milchstraße: Sie gehen davon aus, dass ein Großteil der Roten Zwerge mindestens einen Exoplaneten mit niedriger Masse besitzt.
Die Wissenschafter entdeckten die Planeten bei der Analyse von Daten zweier hochpräziser Beobachtungsprogramme der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile. Die beiden Spezialinstrumente "Ultraviolet and Visual Echelle Spectrograph" (UVES) und "High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher" (HARPS) messen, wie stark ein Stern von einem potenziellen planetaren Begleiter gravitativ beeinflusst wird.
Exoplaneten mit flüssigem Wasser
Die neu entdeckten Exoplaneten umkreisen Rote Zwergsterne, die sich in Abständen von 15 bis 80 Lichtjahren zur Erde befinden, und benötigen jeweils zwischen zwei Wochen und neun Jahren für einen Umlauf. Damit befinden sich ihre Orbits in einer Distanz von sechs Millionen bis 600 Millionen Kilometer von ihren Zentralsternen. Drei der neu entdeckten Exoplaneten verfügen nur über etwas mehr Masse als die Erde und dürften in den habitablen Zonen um ihre Muttergestirne kreisen, wo zumindest theoretisch die Temperaturen flüssiges Wasser ermöglichen würden.
"Die kombinierten UVES- und HARPS-Ergebnisse weisen darauf hin, dass kleine, felsige Exoplaneten um Rote Zwergsterne äußerst häufig sind, selbst in der unmittelbaren Umgebung unserer Sonne," meint Tuomi. Der Astronom glaubt, dass in naher Zukunft noch wesentlich mehr dieser erdgroßen Welten entdeckt werden. Hugh Jones von der University of Hertfordshire war nicht überrascht von den Entdeckungen: "Untersuchungen im Rahmen der Kepler-Mission zeigten bereits zuvor, dass zahlreiche weiter entfernte Rote Zwerge von kleinen Exoplaneten umkreist werden."
Heiße und kalte Welt zugleich
Ob diese Art von Sterne allerdings für die Entwicklung von Leben günstige Bedingungen bereithalten, ist fraglich. Nachdem Rote Zwergsterne im Durchschnitt viel weniger Strahlung abgeben als die Sonne, befindet sich auch die habitable Zone näher an der Sternenoberfläche. Gezeitenkräfte würden dann die Rotation eines entsprechenden Exoplaneten blockieren, sodass dieser seinem Zentralgestirn stets nur eine Seite präsentiert. Die Folge wären enorme Temperaturunterschiede zwischen den beiden Hemisphären. (red, derStandard.at, 4.3.2014)