Der Patient Pompeji siecht dahin: von bürokratischen Hürden, Misswirtschaft und Mafia ist die Rede. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Dahinter versteckt sich das wahre Leid nicht nur Pompejis, sondern des ganzen Landes. Fünf Minister haben sich seit dem Einsturz der Gladiatorenschule in Pompeji 2010 die Klinke des Kulturministeriums in die Hand gegeben: Sandro Bondi, Giancarlo Galan, Lorenzo Ornaghi, Massimo Bray und nun Dario Franceschini. Angesichts des dramatischen Krankheitsbilds Pompejis scheint mit der Therapie etwas nicht zu stimmen.

Das liegt nicht nur an den jeweils diensthabenden Chefärzten vulgo Ministern und einer zu stottrigen Blutinfusion, die Pompeji tröpferlweise das Lebenselixier Geld spendet, sondern auch am System Italien. Im undurchsichtigen Dickicht aller Ministerien herrscht eine streng hierarchisch gegliederte Kaste, in der es von Generaldirektoren, Untersekretären und Sonderbeauftragten nur so wimmelt. Sie alle denken nur daran, das Amt möglichst lange zum eigenen Vorteil zu nutzen. Solange der Kehrbesen nicht gründlich in den öffentlichen Behörden fegt, ist jeder Ministerwechsel nur Schaumschlägerei.

Mit Ausgabenkürzungen ist dem Problem nicht beizukommen, zumal der Rotstift durch die Hände genau jener Schattenregierung gleitet, die ihn schwerlich bei sich selbst ansetzt. Meritokratie lautet die Therapie, um Pompeji - und das Land - vor dem Untergang zu retten. (Eva Clausen, DER STANDARD, 5.3.2014)