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Das Desaster in und um Pompeji . Die jüngsten Einstürze in einer langen Serie, die vor mehr als drei Jahren begann. 105 Millionen Euro, die von der EU zur Sanierung gewährt wurden, blieben bisher nahezu unangetastet. Foto: APA

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Eine 3,50 Meter lange Wand eines historischen Geschäfts krachte am Montag ein. Erst am Sonntag waren Steine aus einem Bogengang des Venustempels herabgefallen und eine weitere Mauer in der Nekropolis umgestürzt. Die lange Serie der Einstürze setzte im November 2010 ein. Damals krachte die berühmte Gladiatorenschule ein.

Sollte die Regierung in Rom nicht sofort die dringlichsten Restaurierungsarbeiten umsetzen, droht der berühmten Ausgrabungsstätte die Aberkennung als Weltkulturerbe. Der neue Kulturminister Dario Franceschini beorderte für Dienstagvormittag die Verantwortlichen der antiken Ruinenstadt zu einer Sondersitzung nach Rom. Als Ergebnis dieser Sitzung legte er einen "Marshallplan" für Pompeji vor und zwei Millionen Euro als Soforthilfe bereit. Doch an Geld scheiterte die Rettung schon bisher nicht.

Seit drei Jahren hofft man auf die Auferstehung der toten Stadt. Unter Franceschinis Vorgänger Massimo Bray wurde die lang ersehnte Rettung als "Großprojekt Pompeji" in Angriff genommen. Es sollte die Vergabe der europäischen und italienischen Fördermittel in Höhe von 105 Millionen Euro endlich regeln, die seit fast zwei Jahren zur Verfügung stehen.

Giovanni Nistri, Generalleutnant der Carabinieri, wurde im Dezember 2013 zum Generaldirektor von Pompeji ernannt. Der Ordnungshüter Nistri sollte bei der Vergabe der Sanierungsarbeiten darauf achten, dass der Mafia ein Riegel vorgeschoben würde.

Bei verwaltungstechnisch-ministerialen Fragen sollten ihm als sein Vize der Funktionär Fabrizio Magani zur Hand gehen. Der Startschuss war gefallen, aber: Fehlstart. Im Triumvirat der Ruinenstadt fehlte noch die Hauptperson, der Denkmalpfleger. Am 20. Januar ernannte Bray den Archäologen Massimo Osanna. Die Ernennung landete vor dem Rechnungshof, das örtliche Kulturamt erhob Einspruch gegen Osannas Nominierung, da er nicht aus den Reihen der eigenen Denkmalpflege kam.

In der Zwischenzeit versuchte sich Bray als Reformer des gesamten Ministeriums. Unter anderen wollte er die Generaldirektion der Antike, die für Archäologie zuständig ist, streichen, beziehungsweise der Generaldirektion Kunsthistorische Kulturgüter, Landschaftspflege und Architektur unterordnen. Dazu kam es nicht. Bray musste wegen des Regierungswechsels seinen Hut nehmen. Dem neuen Minister Dario Franceschini bleibt nun nicht viel Zeit. Denn die Drohung der UNESCO stützt sich auf eine haarsträubende Zahl. Das Budget - besagte 105 Millionen Euro - ist bisher so gut wie unangetastet.

Nur 588.000 Euro, magere 0,56 Prozent, wurden eingesetzt, von den 55 Sanierungsprojekten nur 14 vergeben. Wenn die Rettung von Pompeji in dem Tempo weitergeht, ist der Stadt der Untergang gewiss. Nach dem Ausbruch des Vesuvs vor mehr als 2000 Jahren der zweite und wohl auch der endgültige. (Eva Clausen aus Rom, DER STANDARD, 5.3.2014)