Telegram Messenger. "Taking back our right to privacy"

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Threema. "Seriously secure mobile messaging"

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Textsecure. "Secure texts for Android"

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Seitdem die beliebte Messenger-Software WhatsApp von Facebook übernommen wurde, sind viele User in Sorge um ihre Daten. Otmar Lendl vom Computer Emergency Response Team Austria (CERT) sieht hier zwei Welten aufeinanderprallen: Der als "Underdog" gestartete Dienst WhatsApp finanzierte sich bis jetzt durch eine geringe Gebühr. Die Entwickler zeigten sich nicht interessiert an Werbeeinschaltungen und den Daten der Nutzer. Bei Facebook hingegen werden die Userdaten an Werbekunden verkauft.

Deshalb erleben alternative Messenger eine starke Nachfrage. In Österreich ist der Telegram Messenger für iPhones auf Nummer eins der kostenlosen, der Messenger Threema an der Spitze der kostenpflichtigen Apps. Bei Android ergibt sich im deutschsprachigen Raum das gleiche Bild.

Zuckerberg: "Nichts ändern"

Mark Zuckerberg versuchte vor kurzem mit der Aussage zu beschwichtigen, man wolle an WhatsApp vorerst nichts ändern. Experten gehen jedoch davon aus, dass auf lange Sicht mit den Nutzerdaten gehandelt wird. Ist doch auch in den AGBs von WhatsApp die Option der Weitergabe aller gesammelten Nutzerdaten im Falle einer Übernahme festgelegt. Otmar Lendl sieht als besonders kritisch, dass die Adressbücher der WhatsApp-User auf den zentralen Server des Unternehmens geladen werden.

Die Zukunft der Messenger-Alternativen ist sehr schwer einzuschätzen, meint er. Gute Chancen hat, wer schnörkellosen Service bietet und zuerst eine größere Nutzerbasis erreicht. Ist dies doch ein wichtiges Kriterium der Alltagstauglichkeit. Gruppen, denen vertrauliche Kommunikation wichtig ist, werden die Alternativen allemal nutzen.

Telegram

Der Messenger ist kostenlos verfügbar und von den Machern des "russischen Facebooks" Vk.com. Die Entwickler betonen jedoch, Telegram sei weder rechtlich noch physisch mit Russland verknüpft. Der Programmcode ist frei einsehbar. Damit sind etwaige Sicherheitslücken für die Open Source-Community schnell auffindbar. Auch die besonders hohe Geschwindigkeit des Messengers wird hervorgehoben.

Stiftung Warentest bemängelte, dass die App automatisch alle Adressbucheinträge ohne Zustimmung des Nutzers sichere. Auch ist zu beachten, dass für die verschlüsselte Kommunikation erst der sogenannte "Secure Chat" aktiviert werden muss. Eine Besonderheit des Dienstes ist dabei die mögliche Selbstzerstörung bisheriger Konversationen. Verfügbar ist Telegram kostenlos für iOS und Android. Für Windows Phone und andere Systeme gibt es inoffizielle Portierungen.

Threema

Das Schweizer Programm ist für 1,60 Euro für Android und 1,79 Euro für iOS verfügbar. Bei der Stiftung Warentest erhielt es als einziges getestetes Programm die Bezeichnung "unkritisch".  Zum Vergleich: WhatsApp wird als "sehr kritisch" eingestuft. Threema bietet eine echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Das bedeutet, dass auch die Serverbetreiber des Dienstes keine Möglichkeit haben, Inhalte zu lesen. Anderen (vermeintlich sicheren) Messengern wird genau dies vorgeworfen.

Leider muss man jeweils eine neue Gruppe erstellen, um Personen in einen Gruppenchat hinzuzufügen. Auch manche Medientypen kann man nicht teilen. Trotzdem scheint aber die Zahl der Nutzer stetig zuzunehmen. Auch deshalb kann man auf weitere Verbesserungen via Updates hoffen. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, mittels Scannen von QR-Codes die Identität einer seiner Kontakte zu validieren. Überhaupt ist die App besonders auf Sicherheit und Verschlüsselung bedacht. Einzig die fehlende Quelloffenheit wird bemängelt.

TextSecure

Vor allem in der Android-Entwicklerszene ist TextSecure beliebt. Die Downloadzahlen der beiden anderen vorgestellten Alternativen kann die App jedoch nicht erreichen. Bei TextSecure wird die Verschlüsselung direkt zwischen den Gesprächspartnern vorgenommen. Dadurch hat auch der Betreiber des nötigen, zentralen Servers keine Möglichkeit, ein Gespräch zu entschlüsseln. Auch auf Metadaten wie etwa der Teilnehmer einer Gruppendiskussion wird kein externer Zugriff geboten.

Die Firma hinter TextSecure, die auch eine App für verschlüsselte Telefonanrufe entwickelt, wurde 2011 von Twitter gekauft. Der Code von TextSecure, sowie des dazu gehörigen Server-Dienstes sind als Open Source frei verfügbar. Die App bietet die Option, neben dem Online-Versand der Nachrichten auf den klassischen SMS/MMS-Service zu wechseln. Die Android-App ist kostenlos erhältlich. Für die Zukunft ist auch eine iOS-Version, sowie ein Desktop-Client und die parallele Nutzung der Software auf mehreren Endgeräten geplant. (jbu, derStandard.at, 9.03.2014)