Diese Naivität und dieses Unwissen scheinen auch die üblichen Finanzexperten zu teilen. Doch im realen Notfall könnte erkennbar werden, aber wird offenbar von den derzeit dominierenden Geldmanagern nicht wirklich erkannt: Geld hat real nur dann Wert, wenn es durch kaufbare Wirtschaftsleistungen gedeckt ist. Weder Bitcoins noch Falschgeld sind in diesem Sinn gedeckt.

Mt. Gox ist weg

Ende Februar wurde öffentlich bekannt, dass eine der bis dahin größten Bitcoins-Börsen, Mt. Gox, vom Internet verschwunden ist. Bitcoins wurden 2009 durch Computernetzwerke mit Hilfe ausgeklügelter Algorithmen virtuell mit dem angeblichen Ziel erzeugt, Manipulationen in der Art zu verhindern, wie sie bei traditionellen Börsen immer wieder zu beobachten sind. Mit dieser Behauptung und der Ansage, die Gesamtmenge der Bitcoins mit 21 Millionen zu begrenzen, schien diese virtuelle Währung zu Spekulationen geradezu aufzufordern.

Und die Spekulationen begannen auch tatsächlich: Die in US-Dollar umgerechneten Kurse stiegen  mit starken Schwankungen von unter einem auf bis zu 1.200 Dollar. Dass das so geschehen konnte – nämlich einerseits das Verschwinden der genannten Börse mit einem Bestand von über 700.000 Bitcoins (äquivalent dem Verlust seitens der Anleger von mehreren Millionen Dollar), andererseits die extreme Kurssteigerung –, basiert auf absichtlichem oder unabsichtlichem Betrug sowie auf treuherzigem Glauben und fatalem Unwissen.

Unwissen

Freilich, so lange Glauben und Unwissen anhalten, können künstlich erzeugte Geldmittel wie Bitcoins und Falschgeld genau so als Zahlungsmittel  funktionieren wie offizielles Geld, obwohl sie nicht durch kaufbare Sachwerte gedeckt sind: Leute bieten ihre Leistungen in Form von Gütern oder Diensten zum Kauf an und andere Leute kaufen sie.

Erst, wenn nicht nur die Erzeugung der falschen Geldmittel durch äußerst leistungsfähige Computer oder technisch ausgereifte Scanner bekannt ist, sondern auch die Frage nach der Deckung gestellt wird, kann erkannt werden: Weder Bitcoins noch Falschgeld stehen real geschaffene Leistungen gegenüber; wer sie in Umlauf bringt, eignet sich potentiell zu Lasten offizieller Währungen reale Leistungen an.

So lange allerdings die inoffiziellen Geldmittel selbst nur gehandelt werden, ohne auf reale Märkte zu kommen, also in der virtuellen Finanzwelt bleiben, beeinflussen sie eben so wenig die Realwirtschaft wie die großen Geldsummen, die von Währungsfonds und den Zentralbanken zur Verfügung gestellt werden, weil sie zum größten Teil derzeit lediglich Verrechnungsgrößen von virtuellen Geldvermögen darstellen und gar nicht zur Nachfrage nach realen Wirtschaftsleistungen verwendet werden; die derzeit allgemein unerwartet niedrigen Inflationsraten werden damit erklärbar.

Auf die Deckung kommt es an

Letztlich –  das heißt im Fall von wirtschaftlichem Mangel und von allgemeiner  Not – wird wohl jedem klar: Geld hat nur dann wirklichen Wert, wenn es für die Bezahlung verfügbarer  Leistungen verwendbar ist. Es kommt auf die Deckung der jeweiligen Geldart an, die am Ende der Kette von Geldhandlungen steht beziehungsweise stehen muss. (Paul Kellermann, Leserkommentar, derStandard.at, 5.3.2014)