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Endstation Wald: Viele Studierende treffen sich an geheimen Orten, um trotz Verbots zu rauchen. Dabei bleibt es oft nicht nur bei der Zigarette - auf dem Foto eine der legendären Cannabispartys.

Foto: AP/Chiu

Cannabispartys mit tausenden Teilnehmern, die "First Rain"-Tradition, bei der Studierende nackt durch den Campus laufen, um den ersten Regen des Semesters zu feiern, oder das große Engagement der Studierendenschaft für Pazifismus und Umweltthemen - es gibt mehrere Gründe, warum die Niederlassung der University of California in Santa Cruz (UCSC) als eine der liberalsten Universitäten der Vereinigten Staaten gilt.

Besonders ambivalent wird hier daher das Rauchverbot von Zigaretten oder anderen rauchbaren Substanzen wie auch elektronischen Zigaretten aufgenommen, das mit Jahresbeginn an den Campus der beiden großen staatlichen Universities of California mit zehn Standorten und der California State University mit 23 Campus in Kraft getreten ist.

Die kalifornischen Unis nehmen damit eine Vorreiterrolle in den USA ein. Zwar ist ein Rauchverbot in den Uni-Gebäuden Usus, das gesamte Uni-Gelände damit zu belegen und damit auch die Studierenden in ihrem privaten Leben zu maßregeln geschieht in diesem Ausmaß zum ersten Mal.

Das Gelände der UCSC ist einmalig: Der mehr als acht Quadratkilometer große Campus (knapp dreimal so groß wie der erste Wiener Gemeindebezirk) ähnelt auf den ersten Blick eher einem Nationalpark als einer Uni. Von einem Gebäude zum nächsten führen Pfade durch einen Wald mit den bekannten Redwood-Bäumen.

Ob der Größe des Campus leben viele der 18.000 Studierenden auf dem Campus, ebenso wie viele Lehrende. Das Rauchverbot betrifft nicht nur alle Uni-Gebäude, sondern das gesamte Waldareal und alle Wohnbauten. Auch Autofahrern ist das Rauchen in ihren Autos verboten. Aufgrund fehlender Raucherzonen bedeutet das Verbot für viele de facto, dass sie zum Aufhören gezwungen sind.

Illegale Raucherplätze

In den ersten Wochen nach Inkrafttreten des Verbots haben sich viele dennoch die Zigarette in der Kaffeepause nicht untersagen lassen. "Wenn mir jemand verbieten will, dass ich im Freien rauche, verklage ich ihn", sagte ein Kunst-Student Mitte Jänner, während er ungeniert vor der Tür Zigarettenrauch in die Luft blies. Ein paar Wochen später hat er seine Meinung geändert: Mehrmals vom Aufsichtspersonal verwarnt, dass er beim nächsten Mal "wirklich eine Strafe zahlen müsse" - die umgerechnet bei bis zu 73 Euro liegt - raucht er nun lieber an einem der im Wald versteckten illegalen Raucherplätze, die sich in der Zwischenzeit etabliert haben. Dort werden nicht nur Zigaretten geraucht - bevor Anfang des Jahres in Colorado Marihuana legalisiert wurde, hatte Kalifornien als der US-Bundesstaat mit der liberalsten Marihuanapolitik gegolten: Medizinische Atteste, die den Konsum legalisieren, sind leicht erhältlich.

Dass die Antirauchpolitik offiziell mit dem Slogan "Clean the air" campusweit plakatiert wird, hat eine inoffizielle Vorgeschichte: Erfolgreich hat sich die Tabaklobby in den USA in der Vergangenheit gegen Kampagnen bezüglich Gesundheitsrisiken von Rauchen vor Gericht durchgesetzt. Würden die Unis ihr Verbot mit Gesundheitsargumenten bewerben, könnte das Klagen provozieren.

Mit dem Leitspruch "Clean the air" haben sie einen Slogan gefunden, der jedenfalls in Santa Cruz vielen Studierenden gefällt. Angesprochen auf die enorme Anzahl an Menschen, die hier täglich mit dem Auto zur Uni fahren, räumen sie aber schnell ein, dass die Verringerung des Individualverkehrs wichtiger für die Umwelt wäre. (Tanja Traxler aus Santa Cruz, DER STANDARD, 6.3.2014)