Alexander Feichtner, geboren und ausgebildet in Salzburg, trifft mit den Dornbirn Bulldogs auf seinen Stammverein.

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Andrew Kozek ist bester Linzer Saisontorschütze im Powerplay. Gegen Znojmo traf er in sechs Saisonduellen bei numerischer Überlegenheit jedoch noch nie.

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Nach 324 Grunddurchgangsspielen startet die Erste Bank Eishockey Liga am kommenden Freitag in die Play-Offs. Zum ersten Mal in der Geschichte des österreichischen Eishockeys geht die meisterschaftsentscheidende KO-Phase ohne Mitwirkung des Titelverteidigers in Szene, Rekordchampion KAC scheiterte bereits in der Qualifikationsrunde. Im Folgenden der erste Teil unserer Vorschau auf das Viertelfinale mit den Duellen Salzburg gegen Dornbirn und Znojmo gegen Linz.

Konstante Bullen

Zum ersten Mal seit 2007 geht der EC Salzburg wieder aus der Pole Position heraus in die Play-Offs, am Ende eines über weite Strecken sehr starken Grunddurchgangs standen 37 Siege in 54 Spielen zu Buche. Leichte Startschwierigkeiten brachten Trainer Don Jackson nicht aus dem Konzept, schon ab Anfang Oktober wurde seine Mannschaft von Woche zu Woche homogener. Begünstigt wurde die positive Entwicklung des Teams durch den Umstand, dass der Coach im Saisonverlauf lediglich 29 Spieler - so wenige wie noch in keiner Salzburger EBEL-Saison zuvor - einsetzte und zudem nur eine maßgebliche Kaderveränderung (Andreas Nödl für Doug Lynch) vornahm.

Resultat dieser Personalpolitik ist eine sehr ausgeglichene Mannschaft ohne wirkliche Schwachpunkte, die es im Gegensatz zu vergangenen Jahren versteht, ihr Talent auch aufs Eis zu bringen. Die Bullen verfügen über das beste Torhütergespann aller Play-Off-Teilnehmer, das zudem ideal mit den kompakten Abwehrreihen abgestimmt ist: Kein Team ließ weniger Schüsse aufs Tor zu, die pro Spiel kassierten 2,31 Gegentreffer entsprechen dem mit Abstand niedrigsten Wert der Klubgeschichte. Im Angriff zeichnet Salzburg eine enorme Variabilität aus, von allen vier Blöcken geht konstante Gefahr für des Gegners Tor aus.

Mit dem Dornbirner EC hat der vierfache Meister (2007, 2008, 2010, 2011) eine formstarke Mannschaft mit ansehnlichem Offensivpotenzial zum Gegner im Viertelfinale erkoren. Damit hat Salzburg, das sämtliche vier Duelle in der laufenden Saison für sich entscheiden konnte, genau die richtige Balance für die Play-Off-Eröffnung gefunden: Die Bulldogs werden das Team von Don Jackson dazu zwingen, im oberen Bereich ihres Leistungsspektrums zu performen, gleichzeitig ist das Risiko eines Scheiterns sehr gering.

Überzahl im Ländle

Mit dem Dornbirner EC steht erstmals seit 2003 (EC Feldkirch, EHC Lustenau) wieder eine Mannschaft aus dem westlichsten Bundesland Österreichs in den Play-Offs der höchsten Spielklasse. Für den erst 1992 gegründeten Klub stellt im zweiten Jahr der Ligazugehörigkeit bereits die Qualifikation für das Viertelfinale einen bemerkenswerten Erfolg dar, der auch das Umfeld euphorisiert hat. Nachdem bereits im Grunddurchgang ein Zuschauerplus von gut 14 Prozent (Liga-Bestwert) gegenüber der letzten Spielzeit verzeichnet werden konnte, darf der DEC für die Duelle mit Klassenprimus Salzburg mit einer ausverkauften Messehalle rechnen.

Am Eis präsentierte sich Dornbirn im bisherigen Saisonverlauf deutlich strukturierter und funktioneller als im Vorjahr. Den Sprung in die Play-Offs ermöglichte jedoch in erster Linie das herausragende Powerplay: 60 Überzahltore, eines pro 6:30 Minuten numerischen Vorteils, entsprechen dem Höchstwert aller zwölf EBEL-Teams. Bei gleich 41 davon trat Topscorer Luciano Aquino als Schütze oder Vorbereiter in Aktion, er ist der unumstrittene Schlüsselakteur im starken Dornbirner Überzahlspiel.

Just gegen Salzburg brachten die Bulldogs ihre Kernkompetenz bisher jedoch nur sehr beschränkt zur Entfaltung: Für einen Torerfolg im Powerplay benötigten sie mehr als doppelt so viel Zeit bei numerischer Überlegenheit (13:08 Minuten) wie gegen alle anderen Gegner (6:09).

Dornbirns größter Nachteil gegenüber dem Viertelfinalgegner ist die fehlende Kadertiefe: Während die Bullen kontinuierlich vier Angriffsblöcke bringen, forciert DEC-Coach Dave MacQueen (meist notgedrungen) das Spiel mit drei Linien. Die dadurch für die Cracks der Vorarlberger deutlich höhere Intensität wirkte sich in den bisherigen Saisonduellen stets aus: In drei von vier Fällen ging Dornbirn gegen das im Startdrittel stärkste Team der Liga aus Salzburg mit 1:0 in Führung, jedes Mal verlor man später die Partie, in den Schlussabschnitten kassierte man gleich viele Gegentore wie in den Perioden eins und zwei gemeinsam.

Kontinuierliche Steigerung

Auch im dritten Jahr der EBEL-Zugehörigkeit zeigt die Leistungskurve bei Orli Znojmo deutlich nach oben. Die Adler spielten einen blitzsauberen Grunddurchgang und punkteten in mehr als 70 Prozent ihrer Spiele, erstmals starten sie nicht als krasser Außenseiter in das Viertelfinale. Schlüssel zum Erfolg ist die ausgeprägte Stärke im eisläuferischen Bereich, kommt Znojmos Motor auf Touren, spielt man auch nominell deutlich überlegene Gegner wie Salzburg, Wien oder Viertelfinalgegner Linz an die Wand.

Am deutlichsten verbessert haben sich die Südmähren seit ihrem Einstieg in die Liga im Jahr 2011 im defensiven Bereich: Nur Ligakrösus Salzburg kassierte in der laufenden Saison weniger Gegentreffer bei numerischem Gleichstand am Eis (96), auch das Unterzahlspiel, im Vorjahr noch das zweitschwächste der EBEL, wurde massiv verbessert. Daher gelingt es Znojmo, seine Partien meist sehr lange offen zu halten, die Tordifferenz bei Niederlagen ist mit 1,67 die ligaweit niedrigste.

Im Viertelfinale treffen die Tschechen nun auf ihren Lieblingsgegner Linz, den sie in fünf der bisher sechs Saisonduelle besiegen konnten. Gegen die in ihrer Mobilität eher beschränkte Abwehr der Black Wings gelingt es Znojmo immer wieder, sein von hohem Tempo und giftigen Vorstößen geprägtes Offensivspiel aufzuziehen. Zudem funktioniert das Powerplay ausgezeichnet: In jeder der sechs Begegnungen im aktuellen Spieljahr gelang mindestens ein Treffer in Überzahl, insgesamt kam man im Schnitt nach weniger als sechs Minuten numerischen Vorteils zum Torerfolg.

Abwärtstrend und Angstgegner

Nicht unbedingt am Zenit seiner Schaffenskraft startet der EHC Linz in die Play-Offs. In der am Sonntag zu Ende gegangenen Zwischenrunde setzte es in zehn Spielen gleich sieben Niederlagen, den Oberösterreichern gelangen nur 18 Treffer - und damit weniger als jedem anderen Team. Begründet liegt diese magere Bilanz in der zeitweiligen Abwesenheit einiger Schlüsselspieler, nur zwei der sechs Stürmer der beiden ersten Blöcke absolvierten alle Partien der Platzierungsrunde.

Damit wurde Linz, nach der ersten Phase des Grunddurchgangs noch punktegleich mit Leader Wien auf Rang zwei klassiert, auf den sechsten Platz durchgereicht und sieht sich in der ersten Play-Off-Runde nun mit Orli Znojmo konfrontiert. Von 14 Begegnungen dieser beiden Teams in der Ligageschichte gingen elf an die Tschechen, die auf eigenem Eis überhaupt noch nie einen Punkt gegen die Back Wings abgeben mussten und auch in dieser Viertelfinalpaarung Heimrecht genießen.

Doch ganz so düster wie die historische Bilanz oder jene aus den sechs Duellen in der laufenden Spielzeit vermuten lassen, sind die Erfolgsaussichten für den Meister von 2012 nicht. Mit Rob Daum steht einer der analytisch und taktisch stärksten Coaches der Liga an der Bande, er wird seiner Mannschaft ein adäquates Rezept vorlegen, wie die Hürde Znojmo übersprungen werden kann. Ob dies letztlich gelingt, wird davon abhängen, wie exakt das Team dieses theoretische Wissen in die Praxis umsetzt. Zu erwarten ist, dass Linz deutlich defensiver auftreten wird als noch im Grunddurchgang: Dem variablen Offensivspiel der Adler wird die speziell gegen Spitzenteams recht anfällige Abwehr der Black Wings nur Einhalt gebieten können, wenn sie durch konsequenten Backcheck der Stürmer unterstützt wird. Gleichzeitig wird es für die Oberösterreicher sehr wichtig sein, ihre Effektivität im Powerplay deutlich zu erhöhen: In den bisherigen Saisonduellen resultierten aus exakt 50:00 Überzahlminuten lediglich drei Treffer. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 5.3.2014)