Wien - Das angespannte Verhältnis, das die EU und die USA zu Russland haben, wird zunehmend zum Problem für Österreichs Banken. Dabei geht es nicht nur um Schwierigkeiten für die Banken in der Ukraine. Auf dem Spiel steht inzwischen das für die Institute viel wichtigere Russlandgeschäft.

Für Nervosität sorgen Drohgebärden aus den USA. Die Financial Times berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Kongressmitarbeiter in Washington, dass die USA für den Fall einer anhaltenden Eskalation auf der Krim, Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor erwägen.

Hohe Strafen für Deals

Die Rede ist von Sanktionen nach dem Vorbild Iran. Das ist heikel, denn die USA haben lange Zeit nicht nur iranische Finanzinstitute ins Visier genommen. Sanktioniert wurden auch europäische Banken, die im Auftrag iranischer Klienten bestimmte Dollargeschäfte getätigt haben. Zahlreiche Institute wie Credit Suisse und die britische Standard Chartered mussten wegen solcher Deals hohe Strafen zahlen. Banken, die im Iran auf Expansion setzten, kamen am US-Markt ebenfalls unter Druck.

Laut Financial Times sehen die USA Sanktionen gegen russische Banken nur als Ultima Ratio an - in einem ersten Schritt werden eher Visabeschränkungen für Vertreter Moskaus erwogen. Doch allein das Gerede darüber, den Finanzsektor ins Visier zu nehmen schafft Verunsicherung am Markt, sagt Thomas Neuhold, Analyst beim Broker Kepler Cheuvreux in Wien.

Zunächst erfolgreiche Expansion

Davon stark betroffen ist Österreich. Nach dem Ausbruch der Turbulenzen in Osteuropa 2008 haben die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Bank Austria auf den Wachstumsmarkt Russland gesetzt und dort erfolgreich expandiert. Beispiel RBI: In den ersten drei Quartalen 2013 erwirtschaftete die Bank einen Konzerngewinn (nach Steuern) von 411 Millionen Euro. Russland leistete mit einem Periodenüberschuss von 507 Millionen Euro den größten Beitrag zu diesem Ergebnis. Auch die Bank Austria hat neben der Türkei vor allem in Russland nennenswerte Ertragssteigerungen vermelden können.

Von russischer Seite kommen inzwischen Gegendrohungen: Die Nachrichtenagentur RIA meldete, dass in der Duma bereits an Gegenmaßnahmen gearbeitet werde. Auch dies könnte ausgerechnet den Finanzsektor treffen, denn Experten bezweifeln, dass Russland Europa den Geldhahn im Ernstfall zudreht.

70 Prozent aller russischen Gasexporte und 80 Prozent der Ölexporte gehen in die EU. Moskau braucht diese Deviseneinnahmen dringend. Die Aktien der RBI haben seit Jäner rund 24 Prozent an Wert eingebüßt. Am Mittwoch ging es für RBI-Papiere erneut bergab. (András Szigetvari, DER STANDARD, 6.3.2014)