Die Vokskabin-Startseite auf Ungarisch ...

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... und auf Deutsch.

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Soll die Grundversorgung (Wasser, Strom, Gas) ausschließlich durch den Staat gesichert werden? Sollen Reiche mehr Steuern zahlen als die schlechter Verdienenden (Abschaffung der Flattax)? Die Antwort auf diese und 25 weitere Fragen auf vokskabin.hu soll Auskunft über die Parteipräferenz des Antwortenden geben.

Orientierungsmöglichkeit

Am Donnerstag wurde die Plattform in Budapest offiziell präsentiert, die vor der ungarischen Parlamentswahl am 4. April den Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit bieten soll, sich mit den Positionen der Parteien auf spielerische Art auseinanderzusetzen. Vorbild war die österreichische Plattform politikkabine.at, die schon seit einige Jahren österreichischen Wählern eine Möglichkeit zur Orientierung bietet. Die Fragen kann man auf Ungarisch und auch auf Deutsch beantworten.

Übermächtiger Orbán

Derzeit reagiert in Ungarn der nationalkonservative Bürgerbund Fidesz mit Viktor Orbán als Ministerpräsident. Gemeinsam mit der Christlich-Demokratischen Volkspartei verfügt Orbán seit 2010 über eine Zweidrittelmehrheit im ungarischen Parlament. Stärkste Oppositionspartei ist die MSZP, die ungarische Sozialistische Partei. Drittstärkste Fraktion ist die rechtsnationale Jobbik, gefolgt von LPM, den Liberalen.

Seit mehr als zwei Jahren arbeitet ein Team, das sich aus Vertretern der Donauuniversität Krems und der Andrassy Universität in Budapest zusammensetzt, an der Umsetzung des Projektes. Die Zweisprachigkeit von Vokskabin war demnach von Beginn an durch die teilnehmenden Institute und Personen festgelegt – auch Politikwissenschafter Peter Filzmaier hat daran mitgearbeitet. An einer Version in Englisch wird ebenfalls gearbeitet.

Vorsicht bei der Namensfindung

Der Name Vokskabin setzt sich aus "Voks", dem ungarischen Synonym für den Begriff Wahl, und "Kabin", übersetzt Kabine, zusammen. Die Namensfindung war gar nicht so einfach, erzählt die Projektkoordinatorin Melani Barlai. Politik im Namen sollte vermieden werden, um keine negativen Assoziationen sowohl bei den künftigen Nutzern als auch den teilnehmenden Parteien zu wecken.

Schnelle Antwort von Jobbik

Als Fragen wurden diejenigen ausgewählt, die am ehesten polarisieren. Der so entstandene Fragenkatalog wurde an alle zur Wahl antretenden Parteien geschickt – und zwar an die offizielle allgemeine Parteiadresse. Die Reaktionen darauf waren zuerst meist distanziert. Erst nach persönlichen Gesprächen und der Versicherung, dass die Plattform in keiner Weise Wahlempfehlungen abgeben will, begann die Skepsis zu schwinden. Besonders rasch bei der Beantwortung der Fragen war die rechtsnationale Partei Jobbik. "Jobbik hat, wenn es um Internet und Social Media geht, einen sehr professionellen Zugang. Sie haben gesehen, dass sie mit diesem Tool die Möglichkeit haben ihre Positionen unterzubringen", sagt Barlai.

Präferenzen klären

Als Ziel des Projekts definiert Vokskabin, dass sich die Wähler mehr mit politischen Inhalten der Parteien beschäftigen. Es geht darum, die eigenen Präferenzen klarer zu definieren und auch Anreize zu geben, sich bestimmte Themen genauer anzuschauen. Auf der Website finden sich Kurzportaits der Parteien und ein Überblick über das ungarische Wahlsystem. Auch die Europawahlen im Mai und die ungarischen Kommunalwahlen im Herbst 2014 sollen von Vokskabin begleitet werden. (mka, derStandard.at, 6.3.2014)