Wieder verweist ein internationales Universitätsranking die österreichischen Hochschulen auf die hinteren Plätze. Aktuell tut es das Times Higher Education World Reputation Ranking, durchgeführt vom britischen Magazin The Times Higher Education. Vorne liegen die üblichen Verdächtigen: Platz eins geht wie im Vorjahr an die US-Eliteuni Harvard (sie verfügt übrigens über das Budget aller 21 heimischen Universitäten zusammen).

Es folgen das Massachusetts Institute of Technology, Stanford, Cambridge und Oxford. Österreichische Universität findet sich auf den ersten 100 Plätzen keine einzige. Wie kam das Ranking zustande? 10.000 Forschende aus mehr als 150 Ländern gaben ihre Bewertungen ab.

Trotzdem muss das Ergebnis nicht weiter betrüben. Es gibt zwar genug zu kritisieren und zu verbessern an den heimischen Hochschulen – das Abschneiden in diesem Ranking zählt nicht dazu. Freilich wäre es positiv, wenn Österreichs Unis beim internationalen Wissenschaftspersonal einen guten Ruf genießen würden; es würde dem etwaigen Ruf der Hochschulen nämlich eher folgen. Doch als hochschulpolitischer Impulsgeber oder gar als Steuerungsinstrument sollten Rankings wie dieses nicht gesehen werden. Zu durchsichtig ist teils die Agenda, zu undurchsichtig die Methodik. Im aktuellen Fall wurde subjektive Wahrnehmung dokumentiert – durch Leute, die diese Unis vielleicht nie besucht haben. Inhaltliches wie Schwerpunkte einzelner Fächer wurde nicht bewertet.

Was wollen Rankings?

Listen, Reihen, Rankings und Ratings suggerieren Vergleichbarkeit und Klarheit – auch dort, wo es diese nicht gibt. Aussagekräftig sind Ranglisten dann, wenn sie sich auf vergleichbare Standards beziehen: auf das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden etwa (hier schneiden österreichische Unis traditionell schlecht ab) oder auf die Ausstattung von Bibliotheken und Instituten. Bei der Bewertung von Forschung wird es bereits schwieriger. Lässt sich in den exakten Wissenschaften, die genaue quantitative Aussagen treffen, ein objektivierbarer "Output" vielleicht noch messen, sieht das in den Sozial- und Geisteswissenschaften schon anders aus. Was gute Lehre ist, ist überhaupt sehr subjektiv.

Wettbewerb, Rechenschaftspflicht, Profilierung, Output-Orientierung – das sind die Stichworte des New Public Management, das seit Jahren an den Unis regiert. Es mag in bestimmten Bereichen angebracht sein, etwa wenn es um die Vereinfachung oder Verschlankung einer überbordenden Bürokratie geht. Für die Qualität der Lehre sind jene Kenngrößen, nach denen man heute evaluiert, nicht automatisch verlässliche Kriterien. Geben sie doch über tatsächlich gesellschaftlich relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt kaum Auskunft.

Man dürfe sich nicht wundern, wenn sich der Homo academicus von morgen selbst als die Summe seiner Drittmittelkonten, ergänzt um die Gesamtheit seiner Artikel in A-Journals, versteht, schreibt der deutsche Philosoph Matthias Wille. "Im Vordergrund steht dann möglicherweise nicht mehr die Frage, wohin einen die intellektuelle Neugier führt, sondern über welchen Weg man möglichst effizient die besagten Bilanzposten aufbessern kann." (Lisa Mayr, derStandard.at, 6.3.2014)