Der algerische Präsident hätte einen würdigen Abgang verdient, bei aller Kritik, die man an ihm und seinen Amtszeiten - die dritte durch eine nicht gerade elegante Verfassungsänderung ermöglicht - üben kann: Abdelaziz Bouteflika hat Algerien aus den Bürgerkriegsjahren herausgeführt und das Land auch in der für die arabische Welt turbulenten jüngsten Periode stabil gehalten.

Stattdessen lässt sich der nach einem Schlaganfall sichtbar amtsunfähige 77-Jährige noch einmal zur Kandidatur bei der Präsidentenwahl schleppen. Bouteflikas Entourage, geführt von seinem Bruder Said, verhehlt gar nicht, dass der Präsident selbst keinen Wahlkampf führen wird - wie sollte er auch. Regieren wird Said wohl ebenfalls.

Dass das eine ganze Amtszeit, fünf Jahre, dauern wird, ist nicht anzunehmen. Aber noch setzt der Machtzirkel rund um Bouteflika auf dessen Attraktivität bei der Wählerschaft - als Garant der Stabilität Algeriens. Hinter den Kulissen tobt der Machtkampf zwischen zwei Lagern: Der geheimnisumwitterte "Si Toufik", Militärgeheimdienstchef Mohammed Mediene, versucht mit Korruptionsvorwürfen Einzelne aus der Bouteflika-Front herauszuschießen. Bouteflika - oder wer immer für ihn - setzt wiederum den ihm nahestehenden Generalstabschef Gaid Salah, den er in die Regierung geholt hat, als Waffe gegen Mediene ein. Ein klassisches Spaltungsszenario, das die Bouteflika-Komödie für Algerien zur Tragödie werden lassen könnte. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 7.3.2014)