Ursula (Susanne Altschul) macht ihre Träume wahr.

Foto: B. Frenzel

Wien - Deprimierende Caritasmöbel markieren über die Breitseite des Kosmostheaters die unschönen Seiten des Lebens: Geschmacklosigkeit, Einsamkeit, Enge. Das Leben von Ursula ist so abgestanden wie die den muffigen Kästen beim Öffnen entweichende Luft. Ursula (mit finsterer und übellauniger Geste: Susanne Altschul), eine 60-jährige Büroangestellte (weitere Eigenschaften: Single, kinderlos, dick und bald joblos), träumt hier vom Glück, im Prinzip nur von einem Mann (Wolfgang Lesky), einem Ritter gleich, mutig und erhaben. Zu Besuch kommt aber immer nur die Mutti (Vera Borek als eine mit Grandezza über das Leben erhabene alte Dame). Deren herrlich maßlose Rezepturen - indisches Hochzeitshuhn für zwei Personen (vier Henderln, neun Dosen Marillen) - prallen an der Tochter aber entschieden ab.

Jan Neumann, geboren 1975 in München, hat in seinem Stück Herzschritt (2008) Frauenfiguren geschaffen, die an Werner Schwabs Monsterdamen erinnern, vorwiegend aber Reality-Protagonistinnen des sozialvoyeuristischen Fernsehens sein könnten. In Babett Arens' österreichischer Erstaufführungsinszenierung im Kosmostheater wirken sie tollpatschig und lachhaft (es gibt momenthaft einiges zu lachen). Auch die 40-jährige Arbeitskollegin Sabine (Katrin Stuflesser) hat sich vor der Ödnis ihrer Kleinfamilie in den Handtaschenfetischismus gerettet.

Herzschritt durchzieht in zwölf Szenen ein ganzes solches elendes Jahr. Dabei fasst das Stück nie Fuß, es schleppt die verulkte Tristesse lediglich Monat für Monat weiter, bis irgendwann Schluss ist, und Ursula Tabula rasa macht. Doch dieser kurze Moment allein bietet zu wenig ernsthaften Halt in einem Stück voller Klischees und anhaltenden Klamauks. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 7.3.2014)