Mehr als 150.000 Menschen leben als Gefangene in Lagern in Nordkorea. Sie hungern, schlafen auf Zementböden, sind der Willkür ihrer Aufseher ausgesetzt. Shin Dong-hyuk war einer von ihnen. Er wurde im Camp 14 geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend dort, arbeitete schon als Sechsjähriger in einer Mine.
Seine erste Erinnerung ist eine öffentliche Hinrichtung. Tausende Menschen mussten mit ansehen, wie Mithäftlinge ermordet wurden - weil sie nicht fleißig genug waren. Für ihn war das normal, er kannte nichts anderes. Mit dem Film "Camp 14 - Total Control Zone", Mittwoch auf Arte, schafft Regisseur Marc Wiese ein eindrucksvolles Dokument des Grauens, ein Protokoll der Unmenschlichkeit des Regimes gegen die eigene Bevölkerung.
Immer wieder muss Shin das Gespräch mit Wiese abbrechen, zu sehr quält ihn sein früheres Leben. In der Hoffnung auf eine Extraportion Reis hat er seine Mutter und seinen Bruder verraten, er erzählte seinem Lehrer von einer möglichen Flucht des Bruders. Er wird festgenommen, gefoltert, verbrachte als 14-Jähriger sieben Monate im Gefängnis. Mit Anfang 20 gelang ihm die Flucht - zuerst nach China, dann nach Südkorea. Seitdem erzählt er seine Geschichte, arbeitet mit der Menschenrechtsorganisation Link zusammen.
Marc Wiese lässt in seiner Doku auch zwei ehemalige nordkoreanische Offiziere zu Wort kommen. Ganz nüchtern erzählen Hyuk Kwon und Yangnam wie sie Gefangene ermordeten, Frauen schwängerten und erschießen ließen. Auch für sie war das normal, sie wurden dazu erzogen, Regeln zu befolgen. Shin will trotz allem zurück nach Nordkorea, zurück in seine Heimat. (Astrid Ebenführer, DER STANDARD, 7.3.2014)